Sep06
2022

Autonomes Fahren wird auf Autobahnen möglich: Mercedes-Innovationstechnologie geht voran

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Geschrieben 6. September 2022 von


EQS (V297) mit DRIVE PILOT  (Foto: group-media.mercedes-benz.com)

EQS (V297) mit DRIVE PILOT (Foto: group-media.mercedes-benz.com)

Mercedes hat es als erster Automobilhersteller der Welt geschafft, eine Zulassung für ein „Level 3“-Fahrzeug zu erhalten. In der Theorie mag das ein enorm großer Schritt sein, da es sich hier um ein hochautomatisiertes Fahrzeug handelt. In der Praxis gibt es aber dann doch die eine oder andere Einschränkung.

Mercedes befindet sich in der Vorreiterrolle

Das Verkehrsaufkommen wird höher, das Tempo langsamer: Wenn auf der deutschen Autobahn die digitalen Verkehrszeichen am Fahrbahnrand „60 km/h“ blinken, weiß man, jetzt braucht es Geduld. Wer mit einem Mercedes-Benz EQS unterwegs ist, sieht auf seinem Lenkrad zwei kleine grüne LEDs blinken. Das heißt, der Autopilot zeigt dem Fahrer an, er wäre jetzt bereit. Nur einen Knopfdruck später kann man dann die Hände vom Lenkrad nehmen und sich zurücklehnen. Der Mercedes gibt von selbst Gas und bremst ab, zudem wird die Spur gehalten und die Umgebung „beobachtet“. Bei dem Mercedes EQS wird auf die neueste Technik gesetzt: LiDAR Kameras, Radar, Nässe- und Ultraschallsensoren messen ganz genau, was in und rund um das Fahrzeug passiert.

„Es handelt sich um eine technische Herausforderung“, so Markus Schäfer, der Technologievorstand, mit Blick auf „Drive Pilot“, dem eingebauten Autopiloten. „Es gibt sehr viel Technik im Auto. Die Fahrzeuge haben redundante Lenkungen, redundante Bremssysteme und sind mit einem redundanten Bordnetz und viel Rechentechnik und Sensorik ausgestattet.“

Mercedes ist es als erstem Automobilhersteller der Welt gelungen, die „Level 3“-Zertifizierung zu erhalten. Das heißt, das Auto kann hochautomatisiert von selbst fahren und erlaubt dem Fahrer ein zeitweises Abwenden vom Verkehr – und das nicht nur zu Testzwecken, sondern während man im Straßenverkehr unterwegs ist. Bei Erreichen der Level 4 und 5 würde der Fahrer zum Passagier werden; in diesem Fall könnte das System die Steuerung vollautonom übernehmen.

Wann übernimmt der Autopilot?

Wann kann der Autopilot aktiviert werden? Nur auf Autobahnen, wobei die maximale Geschwindigkeit nicht höher als 60 km/h sein darf. Das heißt, vorwiegend nur bei zähflüssigem Verkehr oder im Baustellenbereich mit entsprechender Geschwindigkeitsbegrenzung. Fordert der Autopilot den Fahrer auf, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, so bleibt der Mercedes stehen, wenn das nicht passiert. Auch wenn der Mercedes in der Theorie weitaus mehr könnte, so sei man vonseiten des Konzerns vorsichtig.

Wer sich für den Mercedes EQS interessiert, der benötigt schon ein kleines Vermögen: Der Preis beginnt bei 140.000 Euro – also absolut kein Schnäppchen. Aufgrund des Preises kann man davon ausgehen, viele selbstfahrende Modelle aus dem Hause Mercedes wird man wohl in absehbarer Zeit nicht vor Gesicht bekommen.

Alphabet zeigt, wie es gehen kann

Dass „Drive Pilot“ ein enorm großer Schritt in Sachen autonomes Fahren ist, steht fest. Auch Stefan Bratzel, ein Automobilexperte, weiß das. „Es ist das erste Mal, dass der Fahrer nicht mehr verantwortlich für das Fahren ist, sondern der Fahrzeughersteller. Das ist weltweit neu“, so Bratzel.

Auch wenn Mercedes das Meisterstück gelungen ist, zuerst die „Level 3“-Zertifizierung zu erhalten, so gibt es auch andere Automobilhersteller, die intensiv an den hochautomatisierten Systemen arbeiten. Auch wenn man nicht so weit ist wie der deutsche Automobilhersteller, so heißt das nicht, dass Mercedes stets vor der Konkurrenz bleiben wird. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Autos die „Level 3“-Zertifizierung erhalten – dann wird es auch Preisanpassungen geben müssen, damit sich die Bürger auch solche Autos leisten können.

„In der Zukunft werden immer mehr Robotaxis unterwegs sein. Wir sehen keinen Fahrer mehr, sondern nur mehr Mitfahrer“, ist Bratzel überzeugt. Die Prognose? In rund 10 bis 15 Jahren können autonome Shuttles durch deutsche Innenstädte fahren und die Fahrgäste von A nach B bringen.

In San Francisco kann man diese Entwicklung bereits beobachten: Der US Konzern Alphabet hat mit Waymo einen Fahrdienst geschaffen, der ohne Fahrer auskommt. Das heißt, das Lenkrad des Wagens bewegt sich wie von Geisterhand. „Die Entwicklungen in Richtung Level 4 und 5 sind in den USA weiter als  in Europa, trotzdem sind die Systeme noch nicht zugelassen“, so Bratzel.

 

 

 


Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Dienstag, den 06. September 2022 um 17:05 Uhr  |  1.330 Besuche

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