2016
Der weltweit erfolgreichste Lkw Hersteller Daimler Trucks präsentierte Ende Juli in Stuttgart mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck erstmals einen vollelektrischen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 26 Tonnen. Damit können im städtischen Verteilerverkehr künftig auch schwere Lkw lokal emissionsfrei und flüsterleise fahren. Die Markteinführung dieser Technologie ist für Daimler Trucks Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar.
Im leichten Verteilerverkehr beweist Daimler Trucks mit dem Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in Kundentests eindrucksvoll die Alltagstauglichkeit eines vollelektrischen Lkw. Die Entwicklung der Elektro Lkw bis hin zur Serienreife ist fester Bestandteil der Strategie von Daimler Trucks zum weiteren Ausbau der Technologieführerschaft. Dazu fließt ein erheblicher Teil künftiger Investitionen der Lkw-Sparte im Bereich Forschung und Entwicklung in die Weiterentwicklung des vollelektrischen Antriebs.
„Bislang war der Einsatz von Elektroantrieben im Lkw extrem limitiert. Mittlerweile entwickeln sich Kosten, Leistung und Ladedauer so rasant weiter, dass wir für den Verteilerverkehr jetzt eine Trendwende sehen: Die Zeit ist reif für den Elektro-Lkw. Bei leichten Verteiler-Lkw sind wir mit dem Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in intensiver Kundenerprobung. Mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck elektrifizieren wir jetzt den schweren Verteilerverkehr bis 26 Tonnen. Wir wollen das elektrische Fahren so konsequent besetzen wie das autonome und vernetzte Fahren“, betont Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstand Daimler Trucks und Buses.
Bessere Luftqualität, geringerer Lärmpegel und Einfahrrestriktionen sind inzwischen wichtige Schlagworte in den großen Metropolen weltweit. Denn weltweit ziehen immer mehr Menschen in die Stadt. Seit 2008 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land und der Trend setzt sich fort: Die UN rechnen für das Jahr 2050 mit neun Milliarden Bewohnern auf der Erde, davon werden etwa 70 Prozent in Städten wohnen. Künftig gilt es, für immer mehr Menschen Güter in urbanen Räumen zu transportieren – und dies möglichst emissionsfrei und leise. Metropolen wie London oder Paris erwägen inzwischen, künftig Verbrennungsmotoren aus den Stadtzentren zu verbannen. Das bedeutet: in Zukunft werden dort vollelektrische Lkw die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln oder anderen Gütern des täglichen Bedarfs sicherstellen.
Bis vor kurzem schien der Einsatz vollelektrischer Antriebe im Lkw undenkbar – vor allem aufgrund der hohen Kosten für die Batterien gepaart mit einer geringen Reichweite. Inzwischen ist die Technik deutlich ausgereifter. Insbesondere die Batteriezellen entwickeln sich rasant weiter: Daimler Trucks erwartet, dass die Kosten für die Batterien eines vollelektrischen Lkw von 1997 bis 2025 um den Faktor 2,5 sinken werden – von 500 Euro/kWh auf 200 Euro/kWh. Gleichzeitig steigt die Leistung in diesem Zeitraum um den gleichen Faktor von 80 Wh/kg auf 200 Wh/kg.
Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks: „Mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck unterstreichen wir unseren Willen, den Elektroantrieb im Lkw konsequent bis zur Serienreife weiterzuentwickeln. Dazu werden wir Kunden einbinden, um gemeinsam im alltäglichen Transporteinsatz wertvolle Erfahrungen im Hinblick auf die Reichweite und Ladeinfrastruktur zu sammeln. Denn die Serieneinführung dieser Technologie ist für uns schon Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar.“
Die technische Ausgangsposition des Mercedes-Benz Urban eTruck bildet ein schwerer dreiachsiger Verteiler-Lkw von Mercedes-Benz. Darüber hinaus haben die Entwickler von Daimler Trucks das Antriebskonzept völlig neu erdacht: An die Stelle des konventionellen Antriebsstrangs tritt eine elektrisch angetriebene Hinterachse mit Elektromotoren unmittelbar neben den Radnaben. Die neue Achse wurde abgeleitet aus der E-Achse des Mercedes-Benz Citaro Hybrid Busses. Die Energieversorgung sichert ein Batteriepaket aus drei Modulen von Lithium-Ionen-Batterien. Daraus resultiert eine Reichweite von bis zu 200 km – ausreichend für eine typische Tagestour im Verteilerverkehr. Dank des integrierten Konzepts der Antriebsachse mit radnabennahen Motoren finden die Batterien ihren Platz crashsicher innerhalb des Rahmens.
Da die EU-Kommission eine Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Lkw mit Alternativantrieb um bis zu eine Tonne unterstützt, wird das zusätzliche Gewicht durch den Elektroantrieb in Höhe von 1,7 Tonnen größtenteils ausgeglichen, denn das zulässige Gesamtgewicht des Urban eTruck steigt so von 25 auf 26 Tonnen. Die Nutzlast ist damit nur noch 700 kg geringer als bei einem unmittelbar vergleichbaren Lkw mit Verbrennungsmotor.
Für leichte Lkw ist der vollelektrische Antrieb bereits Gegenwart. Das beweist der Fuso Canter E-Cell. Die erste Generation des rein elektrisch angetriebenen Canter präsentierte Fuso bereits 2010. Im Jahr 2014 folgte die zweite Generation, die sich bereits bei ersten Flottentests in Portugal bewährt hat. Mit Reichweiten von über 100 Kilometern übertrafen die Fahrzeuge die durchschnittliche Distanz, die viele Lkw im leichten Verteilerverkehr pro Tag zurücklegen. Die Lkw absolvierten insgesamt unter verschiedensten Einsatzbedingungen innerhalb eines Jahres mehr als 50.000 km. Die Fahrzeuge fuhren dabei lokal völlig emissionsfrei und senkten die CO2-Emissionen unter Berücksichtigung der Stromproduktion um 37 Prozent im Vergleich zu Dieselmotoren. Die Betriebskosten waren im Schnitt um 64 Prozent günstiger.
Marc Llistosella, Leiter Daimler Trucks Asia und Präsident & CEO Mitsubishi Fuso Trucks and Bus Cooperation (MFTBC): „Mit der aktuellen Generation des Canter E-Cell sind unsere Kunden nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstig unterwegs. In unserem Test in Lissabon ließen sich im Vergleich zum Diesel-Lkw immerhin rund 1.000 Euro auf 10.000 Kilometer sparen.“
„Wir bei Fuso haben inzwischen langjährige Erfahrung in der Entwicklung lokal emissionsfreier Nutzfahrzeuge und diese Entwicklung treiben wir auch in Zukunft konsequent weiter voran. Ganz konkret öffnen wir auf der IAA Nutzfahrzeuge im September die Tür nochmal ein Stückchen weiter in Richtung Serienfertigung – mit der dritten Generation des Fahrzeugs unter seinem neuen Namen: dem Fuso eCanter“, so Llistosella weiter.
Seit April 2016 erproben die Stadt Stuttgart sowie der Paketdienstleister Hermes fünf Fuso Canter E-Cell in Deutschland. Insbesondere der Einsatz im topografisch höchst anspruchsvollen Stuttgarter Stadtgebiet liefert Daimler Trucks wichtige Erkenntnisse aus dem Kundeneinsatz mit Blick auf die Weiterentwicklung des vollelektrischen Antriebs. Erste Ergebnisse dieses Kundentests werden für Anfang 2017 erwartet.
Dirk Rahn, Geschäftsführer Operations bei der Hermes Germany, sagte am Rande der heutigen Veranstaltung: „Wir sind sehr stolz, seit vielen Jahren erfolgreich mit Daimler bei der Entwicklung relevanter Zukunftstechnologien zusammenzuarbeiten. Auch im aktuellen Projekt sind wir gerne wieder der Einladung von Daimler gefolgt, die Erprobung des Fuso Canter E-Cell aus unserem logistischen Alltag heraus tatkräftig zu unterstützen. Die Ergebnisse des Testlaufs sind dabei äußerst positiv. Mit Blick auf die wachsenden Anforderungen in der City Logistik freuen wir uns jetzt, in Kürze auch weitere Fahrzeugklassen zu erproben und zur Marktreife zu bringen. Unser gemeinsames Ziel: E-Mobilität wirtschaftlich zu gestalten.“
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Samstag, den 06. August 2016 um 00:05 Uhr | 3.648 Besuche
Abgelegt unter Alternativantrieb
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