2011
Das ist der große Vorteil, wenn man das Auto am Freitag kauft: man kann sich am Wochenende voll und ganz dem Neuen widmen.
So auch bei uns. Optimistisch auf den bevorstehenden Kaufabschluss habe ich bereits einen Tag zuvor einige Dinge bestellt, um diese dann am Samstag schon einbauen zu können. Neben einem neuen Satz Fußmatten war das in erster Linie ein neues Radio. Das alte Audio 10 CD hat wirklich ausgedient – und überhaupt ist das Radio so ziemlich das einzige Ausstattungsmerkmal, was von der ursprünglichen Originalausstattung durch ein modernes Pendant ersetzt werden darf.
Doch zuerst stand die Bestandsaufnahme auf dem Programm und schnell war klar, dass erstmal eine grundlegende Reinigung notwendig war. Nach der Devise „Von innen nach außen“ begannen wir mit der Reinigung des Interieurs. Dazu wurden erst einmal Beifahrer- und die beiden Fondsitze ausgebaut. Hier zeigte sich schnell ein weiterer Vorteil der A-Klasse: mit wenigen Handgriffen hatten wir einen kleinen Lieferwagen mit einer wirklich stattlichen Ladefläche, die von der Heckklappe bis unter das Handschuhfach komplett eben war. Diese Eigenschaft ist äußerst praktisch, vor allem im Hinblick auf den bevorstehenden Wohnungsumzug. Ein weiterer Vorteil kam nun zum Tragen: Die Innenreinigung war schnell und einfach zu erledigen: Durch das leere Auto ohne störende Sitze war das Fensterputzen und Reinigen der Anbauteile rasch getan und auch das Aussaugen ist durch die offene Kofferaumklappe eine Leichtigkeit.
Auch im Hinblick auf den Originalzustand ist unser Neuer in einem sehr guten Zustand, sogar die originalen 15″-Elegance-Felgen sind noch montiert. Jedoch hat sich der Vorbesitzer ein wenig in Sachen Individualisierung versucht. Die Modifikationen im Innenraum waren zwar schnell zurückgerüstet, die klebrigen Erinnerungen an den Vorbesitzer auf der Außenhaut kosteten uns etwas mehr Zeit und Geduld: Drei hartnäckige Aufkleber wollten entfernt werden, einer davon verzierte sogar den Tankdeckel.
Vorteilhaft war das sonnige und heiße Wetter an diesem Tag, was die Klebeschicht schon vorweichen ließ. Den Rest besorgte der Fön, wobei man hier nicht übertreiben sollte, da zuviel heiße Luft dem Lack schaden kann (vor allem wenn man bedenkt, dass die Heckklappe aus Kunststoff ist). Helfen kann auch eine Mixtur aus Essig und Spüli, die die Klebeschicht zersetzen soll. Nachdem das eigentliche Motiv relativ schnell entfernt werden konnte, blieben noch mehrere, hartnäckige Kleberfragmente auf dem Lack zurück. Diese mussten dann in schweißtreibender Handarbeit vorsichtig entfernt werden. Zur Hilfe kam hier Glasreiniger, Desinfektionsspray (Alkohol) und mein HERMA Etikettenentferner. Das ist eine ölige Flüssigkeit, mit der ich bisher so ziemliche jeden Aufkleberrest entfernt bekommen habe. Eigentlich ist er zum Entfernen von Preisetiketten gedacht und im Bürohandel erhältlich.
Als nächstes wurden die Sitze, die ausgebaut in der Sonne standen, gereinigt. Auch hier gibt es ein Hausmittel, was den Kauf von Polsterreinigern überflüssig macht. Man füllt sich einen Eimer mit heißem Wasser (kann ruhig 60 Grad haben) und schüttet eine Handvoll (oder Kappe) normales Waschmittel hinzu. Mit dieser Lauge die Sitze (und sonstigen Polsterteile) ordentlich einseifen, am besten mit einem Schwamm oder einer Bürste. Um so nasser man die Sitze macht, desto größer ist die Reinigungswirkung. Man sollte sich aber vorher im Klaren darüber sein, dass auch die Trocknung etwas dauert. Ist es draußen also kühl und nass, dann sollte man auf diese Nassbehandlung verzichten. Auch ist Vorsicht geboten, wenn sich Elektronik im Sitz befindet (ich denke hier in erster Linie an die Sitzheizung). Da bei uns die Sonne ordendlich brannte, hatte wir eben die Möglichkeit, die Sitze direkt in der Sonne trocknen zu lassen. Nach der Reinigung mit der Waschmittellauge sind diese nun wieder sauber und neuwertig.
Während die Sitze ihr Sonnenbad genossen, machte ich mich an den Einbau eines neuen Radios. Unser W168 kam mit dem originalen Audio 10 CD daher, inclusive der Aufbewahrungsmöglichkeit für vier CDs. Aber in Zeiten von MP3-Player und USB-Stick ist diese Anlage für ein Alltagsauto nicht mehr zeitgemäß. Außerdem sollte das neue Radio auch eine Blueteooth-Freisprecheinrichtung für das Mobiltelefon beinhalten. Die Auswahl solcher Geräte am Markt ist riesig. Da ich hier keine spezielle Marke im Auge hatte, konnte ich mich frei auf die Suche begeben. Meine Vorgaben waren hier eine preisliche Obergrenze von 140 EUR, eine Bluetooth-FSE mit separatem Mikrofon, Front-USB für den Anschluss von MP3-Player, USB-Stick oder Apples iPod und die Möglichkeit, iPod oder iPhone als Musikquelle direkt auf dem Autoradio zu nutzen, aufzuladen und zu steuern.
[aartikel]B004PCBDZK:right[/aartikel]Letztendlich entschied ich mich für das JVC KD-R721BT. Dieses erfüllte alle meine Vorgaben und bietet noch zwei Besonderheiten, zum einen ist einen Fernbedienung dabei (nett aber eigentlich unsinnig) zum zweiten bietet es die Möglichkeit, zwei Telefone unabhängig voneinander freisprechtechnisch zu versorgen. Darüber hinaus fand ich in einem Forum die Aussage eines A-Klasse-Fahrers, der das KD-R821 (baugleich mit dem 721, bietet lediglich einige weitere Funktionen) problemlos verbaut hat. Da JVC den notwendigen ISO-Stecker mitliefert, musste ich mir noch noch den DIN-Antennenadapter kaufen, dann sollte alles passen. Über den Sinn oder Unsinn der mitgelieferten Infrarot-Fernbedienung kann man sich streiten – für mich absolut unsinnig und nutzlos. Hier hätte eine Lenkrad-Fernbedienung, wie bspw. Pioneer sie mitliefert, wesentlich mehr Sinn gemacht.
Noch eine Sache ist am JVC intessant: Das Radio besitzt zwei USB-Ports, einen mit Kabelverlängerung an der Rückseite und den Front-USB. Anders als alle anderen Hersteller geht JVC hier einen anderen Weg, was das Bluetooth-Modul angeht: Es ist nicht fest im Radio integriert sondern wird als USB-Dongle mitgeliefert. Diesen Micro-Adapter kann man nun wahlweise hinten oder vorne (oder gar nicht) anschließen. So hat man beispielsweise die Möglichkeit, über den hinteren USB-Anschluß ein iPod- Kabel unsichtbar ins Handschuhfach zu legen, um dort dann den iPod anschließen zu können. An den Front-USB läßt sich nun bei Bedarf ein weiterer USB-Speicher anschließen oder bei Notwendigkeit der Bluetooth-Adapter, um das Mobiltelefon handsfree nutzen zu können. Bei mir steckt der Bluetooth-Dongel nun versteckt an der Rückseite und ich nutze den Front-USB für den iPod- Anschluss. Interessant sind auch die Möglichkeiten, die JVC einem zur iPod-Steuerung bietet: Wahlweise kann man die Musikwiedergabe über das Autoradio oder aber auch über den iPod steuern.
Doch erst musste das Audio 10 ausgebaut werden. Dazu benötigt man die entsprechenden Ausbauwerkzeuge. Natürlich könnte man sich diese kaufen, aber ich werde die wohl einmal und nie wieder benötigen. Also ging’s ab zum freundlichen Teileonkel in der Niederlassung, der mir dann in geschätzten 10 Sekunden das Radio entriegelt hat.
Anschlusstechnisch besitzt das Audio 10 nur den ISO-Stecker und den ISO-Antennenanschluss. JVC liefert glücklicherweise den Adapter von ISO auf den eigenen Steckeranschluß mit, so dass man hier nicht kaufen bzw. umbauen muss. Lediglich den ISO/DIN-Antennenadaper benötigt man, da das JVC einen DIN-Antennenstecker besitzt. Übrigens, wer in der A-Klasse die Radioantenne sucht, wird unter der Abdeckung des Kombiinstruments fündig, aber dazu in Kürze mehr …
[aartikel]B00006J4DM:right[/aartikel]Mit diesem Zubehör bewaffnet, ist der Einbau und Anschluss kein Problem: Einbaurahmen rein und so gut wie möglich verriegeln, Stecker ran und fertig. Das Kabel für das Mikrofon habe ich erstmal an der Seitenverkleidung der Mittelkonsole in den Fahrerfussraum geleitet. Dass das Radio samt Kabelsalat irgendwie passt, dass wußte ich, aber leider mussten wir noch herausfinden, wie die Kabel gelegt werden müssen, damit das Radio auch in den Einbaurahmen einrastet. Mit etwas Geduld und Geschick war es dann geschafft.
Jetzt noch das Mikrofon verlegen: Das Kabel lässt sich wunderbar unter dem Amaturenbrett zur A-Säule verlegen, wo man es dann hinter dem Türgummi bis zum Dach verlegen kann, alles ohne Werkzeug. Ich habe das Mikrofon dann einfach an die linke Seite der Sonnenblende geklemmt. Man muss nur darauf achten, dass das Kabel so viel Spiel bekommt, dass man die Sonnenblende auch noch herunterklappen kann.
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Verlegung des Kabels für das Freisprech-Mikrofon
Nun ging es ans Testen und Einstellen es neuen Radios. Nach dem ersten Einschalten kam sofort ein „WOW“. Es ist immer wieder faszinierend, was man mit einem neuen Radio soundtechnisch alles erreichen kann. Das Feintuning der Soundeinstellungen brachte dann nochmals eine hörbare Verbesserung. Auch das Anschließen des iPhones als Musikquelle ging absolut problemlos. Wie schon erwähnt, kann man dann am Radio auswählen, wie man die Musikauswahl steuern möchte. Nutzt man das Autoradio, schaltet Apples Musikplayer in einen Slavemode und wird aufgeladen.
Als drittes ging es an den Test der Freisprecheinrichtung. Zuerst koppelte ich mein iPhone mit dem Gerät, was (es war nicht anders zu erwarten) absolut flott und problemlos funktionierte: iPhone sichtbar machen, das Autoradio suchen lassen – und fertig. Man muss keine PIN eingeben, sondern nur eine zufällig erstellte PIN auf beiden Geräten bestätigen. Auch ein Testanruf über das externe Mikrofon funktionierte störungsfrei. Selbst der Zugriff auf das Telefonbuch des iPhones klappte ohne Probleme.
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JVC KD-R721BT mit iPod-Anschluss
Dann ging es an das Koppeln das zweiten Telefons, einem – schon etwas in die Tage gekommenden – Samsung SGH U-800. Bedenklich war hier, dass dieses Modell nicht in der Kompatibilitätsliste des Radios von JVC genannt wurde. Aber nach drei Versuchen klappte es auch hier, aber musste hier die Geräte-PIN auf dem Telefon eingegeben werden. Man kann also davon ausgehen, dass die Kompatibilitätslisten nicht vollständig bzw. aktuell sind.
[aartikel]B00295DBQE:right[/aartikel]Nach dem Einbauen und Konfigurieren des neuen Autoradios ging es an eine der Problemstellen des W168, wenn man diese nicht ausreichend pflegt: das Lamellendach. Ein regelmäßiges Schmieren der Führungen ist Grundvoraussetzung für eine lange Freude mit dem großen Schiebedach. Durch die ausgebauten Sitze war hier ein einwandfreies Herankommen möglich. Ich habe im Internet eine sehe detaillierte Arbeitsanweisung gefunden, die Reinigung und Schmieren akribisch beschreibt. Empfohlen wird immer wieder die Verwendung eines Silikonfetts, welches mit einem Pinsel aufgetragen wird. Abzuraten ist vom Einsatz von Sprühfetten, da mit dieser unter Umständen Schmutzpartikel unkontrolliert in die Lamellenmechanik geblasen werden können. Ich habe mir eine Tube Silikonfett von Liqui Moly bestellt und einen normalen, kleinen Rundpinsel zum Fetten der Schienen und Führungen verwendet. Auf Wunsch versende ich die Anleitung gerne weiter.
Nachdem der Innenraum gereinigt, Autoradio ersetzt und Lamellendach schön fettig waren, wandten wir der Außenhaut zu. Nach einer gründlichen Reinigung stand die Politur des Lackes auf dem Programm. Hierzu verwendete ich meine Makra High-Gloss-Finish Politur, die von meiner COMAND-Operation übrig geblieben ist. Nach dieser Handpolitur kam tatsächlich ein richtig schöner Metallic-Glanz zum Vorschein. Damit dieser auf lange anhält, wurde der frisch polierte Lack mit einem Hartwachs überzogen. Hierzu habe ich vorher einige Vergleichtests gelesen und auch hier kam man zu der Überzeugung, dass teuer nicht unbedingt besser ist. Entschieden habe ich mich für den Hartwachs von Aral, der preislich im unteren Raum liegt, aber dennoch sehr gute Testergebnisse erzielte. Nach Politur und Hartwachsbehandlung strahlt das Blechkleid nun wieder wie neu. Die Kratzer und vor allem die Steinschläge auf der Motorhaube, die durch die Pflege zu Tage gekommen sind, werden mit einem Lackstift behandelt.
Nach einer solchen Intensivbehandlung sollte man Waschstraßen die nächsten Wochen natürlich meiden, da hier nach zwei bis drei „Durchfahrten“ die Hardglanzschicht wieder abgewaschen ist. Für die Reinigung empfiehlt sich einfach nur Wasser (am besten in der Waschbox) – man wird sehen, wie das Wasser abperlt und den Schmutz förmlich mitnimmt. Auch die Politur sollte man nicht jede Woche durchführen: Bei einer Politur wird eine hauchdünne Schicht der Lackoberfläche weggeschliffen und so wird der Lack wieder glänzend und kleine Kratzerchen verschwinden. Nun kann man sich leicht vorstellen, wie die Lackdicke des Klarlacks als obere Schutzschicht schwindet, wenn man so eine Handpolitur regelmäßig durchführt. Klar ist nicht sofort der ganze Lack weg, aber je dünner der Lack, desto weniger Schutz hat das Bleckkleid.
Auf der technischen Seite ist der Elch wirklich gut in Schuss. Lediglich einige Verschleissteile kündigen sich an: die Bremsschreiben vorne müssen erneuert werden und die Spurstangen kündigen sich an – beide Reparaturen sollten sich ohne teuren Werkstattbesuch erledigen lassen. Außerdem haben die acht Reifen schon einige Tage auf dem Buckel, auch hier müssen wir – spätestens im kommenden Jahr – über Ersatz nachdenken.
Bei der ersten Nachtfahrt fiel uns auf, dass im Kombiinstrument die Hintergrundbeleuchtung des Tachometers nur noch halbseitig vorhanden ist. Dieser Eingriff erfolgt dann als nächstes …
Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Dienstag, den 31. Mai 2011 um 09:38 Uhr | 33.071 Besuche
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