2012
Nach dem überaus erfolgreichem Start von car2go, dem Carsharing-Angebot der Daimler AG, in Berlin im April diesen Jahres, gehören die weiß-blauen smarts inzwischen fest zum Stadtbild. Nun habe ich mich auch beim BMW-Angebot DriveNow registriert und beide Systeme ausgegiebig getestet und verglichen.
Registrierung
Fangen wir ganz vorne an. Die Registrierung läuft bei beiden Anbietern sehr ähnlich und gleichermaßen einfach ab: Man kann sich problemlos im Internet registieren und alle notwendigen Daten eingeben. Zur endgültigen Freischaltung und Legitimation muss man in einen der autorisierten Shops kommen. Dort erhält man dann auch gleich die Zugangskarte (bei Drive-Now den Zugangschip), die man für die Miete benötigt. Natürlich kann man sich in diesen Shops auch direkt und ohne Vorab-Anmeldung registrieren. Bei car2go ist das im car2go-Shop und bei ausgewählten Europcar möglich, bei DriveNow in ausgewählten Sixt-Stationen. Durch seine enge Zusammenarbeit mit den Berliner Verkehrsbebetrieben ist für Berlin car2go-Interessenten seit kurzem auch die Registrierung in einigen BVG-Kundencentern möglich.
[intlink id=“9983″ type=“post“]Inzwischen trägt diese Zusammenarbeit auch weitere Früchte[/intlink]: Zusätzlich bietet die BVG für seine Stammkunden ein spezielles Minutenpaket an. Für 15 EUR monatlich erhält man 90 Freiminuten. Vor allem bei den immer noch anhaltenden Probleme bei der Berliner S-Bahn eine nützliche Ergänzung zur Monatskarte.
Für alle anderen Kunden sind eine einmalige Registrierungsgebühr von 9,90 EUR bei car2go oder immerhin 29 EUR bei DriveNow fällig. Wer hier etwas sparen möchte, dem empfehle ich die Registrierung über diese Adresse. Hier fallen nur 9,98 EUR Registrierungsgebühr für den DriveNow-Start an, dazu gibt es 15 Freiminuten.
Zusätzlich kann man sich für car2go mit dem Release der aktuellen Version auf direkt über die iPhone-App registrieren. Nach abgeschlossener Registrierung erhält man als Kunde bei car2go seine „Member Card“, bei Drive-Now gibts einen Chipaufkleber für den Führerschein, der damit zur Zugangskarte für die kleinen Flitzer wird. Mir persönlich gefällt die Kartenlösung jedoch wesentlich besser. Ein Vorteil bei car2go: Die Member-Card gilt nicht nur in dem Geschäftsgebiet, in dem sie registriert ist, sondern in allen deutschen car2go-Städten. Bei DriveNow kann man über eine solche städteübergreifende Nutzung auf der Webseite leider keine Infos finden.
Zu erwähnen sei noch ein kleiner Unterschied zwischen beiden Anbietern: Beide haben zwar für ihre Fahrzeuge eine Vollkasko-Versicherung, jedoch beträgt die Selbstbeteiligung bei selbstverschuldeten Schäden am Mietwagen bei car2go 500 EUR, bei DriveNow stolze 750 EUR. Jedoch bietet DriveNow die Möglichkeit, diese Selbstbeteiligung zu verringern: Durch eine jährliche Gebühr von 199 EUR kann man diese auf Null reduzieren. Dieses Modell macht aber wohl nur für Vielfahrer Sinn – und da stellt sich die Frage, ob für Vielfahrer das Car-Sharing-Modell überhaupt rentabel erscheint …
Fahrzeugsuche & Buchung
Dann kanns auch schon losgehen. Theoretisch ist die Rückfahrt von der Registrierungsstelle bereits mit einem smart oder Mini möglich, denn die Freischaltung wird umgehend im Shop aktiviert. Wenn nicht gerade ein kleiner Flitzer vor dem Shop parkt, muss man sich erstmal einen suchen. Dazu eignet sich das Smartphone am besten: Beide Anbieter haben eine Mobile-App im Angebot, mit der das aktuelle Fahrzeug-Angebot überblickt und ein Fahrzeug in der Nähe gefunden und reserviert werden kann. Die Apps vergleichen wir später noch genauer.
Die mobile Fahrzeugsuche funktioniert bei beiden ähnlich und einfach. Man loggt sich mit den bei der Registrierung gewählten Zugangsdaten in der App ein und wählt das gewünschte Geschäftsgebiet aus – in unserem Fall Berlin. Hat man ein Fahrzeug gefunden, lässt es sich einfach über die App reservieren. Das ist bei beiden Anbietern kostenlos. Das Fahrzeug ist dann für 15 Minuten geblockt und kann von keinem anderen Interessenten gebucht oder gemietet werden. Alternativ kann man natürlich auch ein Fahrzeug am Straßenrand (welches nicht reserviert ist) buchen und sofort losfahren.
Geschäftsgebiet
Auch wenn DriveNow sein Berliner Geschäftsgebiet vor einigen Wochen zum dritten Mal vergrößert hat, hat car2go hier weiterhin klar die Nase vorn. DriveNow deckt nun den Bereich des S-Bahn-Rings ab und geht etwas darüber hinaus. Das Geschäftsgebiet bei car2go reicht bereits von Anfang an teilweise bis in die Wohngebiete der Randbezirke hinein und bietet sogar noch kleine „Inseln“ (s. Karte). Zur Info: das Geschäftsgebiet ist der Bereich, in dem das Fahrzeug gebucht und nach der Fahrt wieder abgestellt werden muss. Die Fahrt selber kann natürlich über die Grenzen des Geschäftsgebietes hinaus erfolgen. Die folgende Karte ist eine Montage, in der ich das Geschäftsgebiet von DriveNow (grauer Bereich) auf das car2go-Gebiet (blauer Bereich) gelegt habe.
Mit seiner dritten Vergrößerung, die unter anderem auf Kundenwünschen basiert, umfasst das DriveNow-Geschäftsgebiet in Berlin den erweiterten Innenstadtbereich in und um den S-Bahn Ring und reicht damit aktuell vom Rathaus Pankow im Norden der Stadt bis zum Henry-Ford-Bau der Freien Universität im Süden und vom S-Bahnhof Lichtenberg im Osten bis zur Westendallee im Berliner Westen.
Fahrzeugflotte
Auch bei der Flottengröße liegt car2go klar vorne: Insgesamt 1000 smarts stehen im Berliner Raum zur Verfügung. DriveNow hat parallel zum car2go-Start seine Flotte in Berlin auf 500 Fahrzeuge verdoppelt. Aber die immer noch doppelt so große Flotte an smarts ist merklich. Meist ist eine Suche nach einem freien smart eine kurze Sache, hingegen man nach einem freien Mini schon etwas länger suchen muss.
Bei der Vielseitigkeit der angebotenen Fahrzeugen bietet smart aktuell nur die geschlossene Version an. DriveNow ist hier deutlich besser aufgestellt: Neben normalen Mini Cooper kann man auch das Mini Cabrio oder den etwas geräumigeren Clubman buchen. Darüber hinaus stehen noch einige 1er und X1-Modelle von BMW zur Verfügung. Bei car2go sind alle Fahrzeuge Automatikmodelle, bei DriveNow gibt es Schalt- und Automatikfahrzeuge. Man muss hier also bei der Suche im Internet oder auf der Mobile App schon genauer suchen, wenn man hier spezielle Wünsche hat.
Die Frage nach dem „besseren“ Fahrzeug kann man natürlich nicht beantworten – hier würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Fakt ist, das der smart das ideale Startmobil ist – nicht nur im Stadtverkehr sondern vor allem, wenn man am Ende der Fahrt einen Parkplatz suchen muss. Und meistens finden Car-Sharing-Fahrten alleine oder max. zu zweit statt – schließlich mietet man hier ein Auto, um direkt von A nach B zu kommen und möchte damit nicht in den Urlaub fahren.
Dass aber auch das Einparken eines smarts einige Verkehrsteilnehmer vor nahezu unlösbare Probleme stellt, zeigt das folgende Video:
Die smarts sind aber relativ einfach ausgestattet. Neben Automatikgetriebe, Klimaanlage, Start-Stopp-Automatik und Navi findet man keine weiteren Ausstattungsfeatures. Hier bietet DriveNow schon etwas mehr Bequemlichkeit. Vor allem das Cabrio ist nett, es gibt wohl momentan keinen günstigeren und bequemeren Weg, abends von der Arbeit „open air“ nach Hause zu fahren – passendes Wetter vorausgesetzt. Auch wenn ich persönlich die Cockpit-Gestaltung des Minis absolut daneben finde, macht die Fahrt in dem kleinen Mini-Flitzer wirklich Spass.
Vielleicht bietet smart in Zukunft auch noch smart cabrios an – das wäre auf jeden Fall eine Bereicherung der Flotte. Auf jeden Fall soll der Wagenpark in Berlin wohl in nächster Zeit nach und nach um Elektro-Smarts (smart ed) erweitert werden.
Die Fahrt selber ist problemlos: Karte an den Kartenleser an der Windschutzscheibe halten und einsteigen. Sich mit seiner persönlichen PIN autorisieren und losfahren. Etwas spärlich ist das Navi, was DriveNow in den Minis installiert hat. Zum einen ist das Display absolut schlecht, man kann es bei Sonnenschein so gut wie gar nicht ablesen (bei den Cabrios mit geöffnetem Dach absolut unbrauchbar), zum anderen nutzt dieses Gerät Google Maps als Kartenlösung. So sehr ich Google Maps am Computer mag und gerne benutze, so wenig hat dieses Kartensystem im Auto verloren: Dazu kommt, dass die Karten online nachgeladen werden müssen. Befindet man sich in einem Gebiet mit schlechtem Mobilfunknetzempfang, steht man schon mal ohne Karte da und die Navi-Tante weiss nicht, wo man an der nächsten Kreuzung abbiegen oder ob man geradeaus fahren muss. car2go hat hier eine integrierte Lösung, die sich als Kombisystem in der Mittelkonsole findet. Das Kartenmaterial ist hier vorinstalliert und dementsprechend stets verfügbar, auch wenn die optische Aufarbeitung der Karte nicht gerade schick ist.
Hat man sein Ziel erreicht, bestätigt man im Auto da Ende der Fahrt (alternativ kann man das Auto ja auch nur parken und später noch weiterfahren) und quittiert das Ende der Miete wieder mit der Chipcard am Kartenleser an der Windschutzscheibe. Nach Mietende steht das Auto dann sofort wieder zur Verfügung.
Kurz parken
Wer unterwegs anhalten und parken möchte, der stellt einfach den Parkmodus ein und verlässt das Auto „ganz normal“. In dieser Zeit zahlt man dann nicht die 29 Cent pro Minute, sondern deutlich weniger: Bei car2go sind in dieser Zeit 9 Cent, bei DriveNow 10 Cent je Minute fällig. Wie bei den Fahrkosten gibt es hier auch maximale Stundenpreise. Über die genauen Preise und Tarife informiert das Internet:
https://www.drive-now.com/deutschland/tarife/
http://www.car2go.com/berlin/de/tarife/
Parken zum günstigen Parktarif kann man prinzipiell überall auf öffentlichen (!) Parkmöglichkeiten. Eventuell anfallende Parkgebühren müssen den Fahrer nicht interessieren – diese rechnen car2go bzw. DriveNow direkt mit der Stadt ab. Eine entscheidene Einschränkung muss man aber bei DriveNow beachten: Hier ist das Parken zum Parktarif NUR innerhalb des Geschäftsgebietes möglich. Parkt man bspw. auf dem Supermarkt-Parkplatz außerhalb des Geschäftsgebietes, ist der normale Minutenpreis fällig. Anders bei car2go: Hier gilt der Parktarif auch außerhalb des Geschäftssgebietes. Wie und wo genau das Parken mit dem smart erlaubt ist, beschreibt car2go hier.
Für alle diejenigen, die abends aus dem Kino oder dem Restaurant mit dem DriveNow-Mini nach Hause fahren möchten, für die bietet DriveNow seit einigen Wochen das „Overnight-Special“ an. Wer künftig von Montag 0:01 bis Freitag 6:00 Uhr zwischen 0:00 Uhr und 6:00 Uhr morgens das Auto in den Parkmodus versetzt, parkt kostenfrei. Mitglieder von DriveNow können damit beispielsweise auch außerhalb des Geschäftsgebietes über Nacht kostenfrei parken und das Fahrzeug morgens wieder in das Geschäftsgebiet zurückbringen. Gedacht ist das Modell vor allem für jene Menschen, die in Randzeiten in schlechter angebundene Außenbezirke fahren müssen. Leider gilt dieses Special eben nur in der Woche und nicht am Wochenende – hier würde es natürlich richtig Sinn machen, auch wenn man dann am Sonntag morgen bis 6 Uhr das Auto dann wieder im Geschäftsgebiet abstellen müsste, um keine weiteren Kosten zu verursachen.
Zusätzlich bietet DriveNow noch eine Besonderheit: In jedem Fahrzeug befindet sich eine Parkkarte, mit der man kostenkose Zufahrt zu ausgewählten Parkhäusern bekommt – und diese dann auch ohne weitere Parkgebühren nutzen kann. Aktuell gibt es hier wohl noch keine im Angebot – aber diese zusätzliche Parkmöglichkeit ist vor allem in der Innenstadt sehr lukrativ – hier sind Parkplätze im öffentlichen Raum ja mehr als Mangelware.
Nach dem Ende der Fahrt
Nachdem man das Auto abgestellt und die Miete beendet hat, bekommt man als DriveNow-Kunde direkt im Anschluss die Abrechnung per E-Mail. Hier wird ersichtlich, welche Strecke zurückgelegt wurde, was der Spass tatsächlich gekostet hat und ob womöglich eventuelle Freiminuten aufgebraucht wurden. Ein äußerst praktischer Service, den es bei car2go in dieser Form leider nicht gibt. Hier gibts auch eine Rechnung über die Miete, aber kommt diese erst Tage später.
Auch bei der Zahlung gibt es Unterschiede zwischen den beiden Anbietern. Während bei car2go nur über ein zum Zeitpunkt der Registrierung hinterlegtes Girokonto abgebucht wird, werden die offenen Beträge bei DriveNow über eine angegebene Kreditkarte abgerechnet.
Auf Seite 2 geht’s weiter mit den Online-Angeboten.
Seite 2: Mobile App & Webseite
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Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Dienstag, den 11. September 2012 um 09:04 Uhr | 22.238 Besuche
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06. November 2012 um 14:16
DriveNow scheint es zu gut zu gehen. Habe gerade die Info bekommen, dass an der Preisschraube gedreht wird: Ab 15.11. sind nur noch die ersten 200 km frei, wer in einer Mietsitzung mehr fährt, der zahlt zu den 29 Cent pro Minute zusätzlich nochmal 29 Cent pro Kilometer.
06. November 2012 um 21:07
DriveNow war ja schon immer etwas teurer als car2go, aber diese „Preisanpassung“ ist ja ein wenig dreist!
27. November 2013 um 22:56
Hallo Oliver,
ich habe deinen Artikel zum Vergleich von Car2go und DriveNow gelesen.
Ich möchte genau diese beiden Unternehmen vergleichen und deren Angebote, ich habe gesehen, dass Sie eine Karte erstellt haben.
Meine ganz doofe Frage dazu, wie haben Sie das gemacht? 🙂
Die Einzugsgebiete haben sich ja bis jetzt schon verändert.
Ich freue mich über eine Email.
Liebe Grüße
Christin
27. November 2013 um 23:01
Hi, ich hab mir beide Karten heruntergeladen und die DriveNow-Karte (aufgrund des kleineren Geschäftsgebietes) auf die C2G-Karte gelegt. Dann den Bereich außerhalb der DN-Grenzen gelöscht und dann beide Karten anhand von markanten Straßenzügen abgeglichen und transformiert, bis es halbwegs passte.
Gruß