2018
Ausgezeichnete Handling-Eigenschaften, sehr gute Traktion sowie die markentypische Sicherheit und Souveränität: Der Sprinter 4×4 gilt seit seiner Markteinführung 2011 als Inbegriff für einen Large-Van, der auch widrigsten Fahrbedingungen trotzt und gleichzeitig alle Komfortversprechen seiner Pendants mit konventionellen Antrieben einlöst. Auf verschneiten Passstraßen ist die dritte Sprinter-Generation mit Allrad ebenso zu Hause wie auf provisorischen Baustraßen. Der Einstiegspreis für den Kastenwagen mit dem Radstand Standard beträgt 46.272 Euro (in Deutschland ohne Mehrwertsteuer), für ein Fahrgestell 43.652 Euro (zzgl. Mehrwertsteuer).
Der zuschaltbare Allradantrieb verbessert auch in der Neuauflage des Sprinter die Traktion. Das Zuschalten erfolgt bei laufendem Motor entweder im Stand oder bei niedrigen Geschwindigkeiten bis 10 km/h über einen Schalter in der Armaturentafel. In diesem Fahrmodus wird die Antriebskraft des Sprinter 4×4 im normalen Fahrbetrieb im Verhältnis von 35:65 auf Vorder- und Hinterachse verteilt. Damit ist ein Fahrverhalten gewährleistet, das sich im Alltag nur unwesentlich vom Hinterradantrieb des Sprinter unterscheidet.
Einen wesentlichen Beitrag für optimale Fahr- und Handlingeigenschaften leistet die elektronische Traktionsregelung 4ETS. Sie ist vollständig in das elektronische Stabilitäts-Programm „Adaptive ESP“ integriert und in ihrer Regelcharakteristik speziell an den Allradantrieb angepasst. Dabei bleiben sämtliche Funktionen des Adaptive ESP erhalten: Antiblockiersystem ABS, Antriebsschlupfregelung ASR, Elektronische Bremskraftverteilung EBV, Bremsassistent BAS und der Anfahrassistent AAS.
Verlieren eines oder mehrere Räder auf rutschigem Untergrund wie etwa auf Schnee und Eis die Traktion, bremst 4ETS die durchdrehenden Räder automatisch mit kurzen Impulsen ab und erhöht dadurch in gleichem Maße das Antriebsmoment an den Rädern mit guter Traktion. 4ETS nutzt zu diesem Zweck die ABS-Radsensoren. Der automatische Bremseneingriff mittels 4ETS kann die Wirkung von bis zu drei Differenzialsperren ersetzen: der Längssperre, Hinterachs- und Vorderachssperre.
Je nach Fahrsituation kann die Antriebsschlupfregelung ASR des Sprinter 4×4 kurzzeitig über die Menütasten am Lenkrad ausgeschaltet werden. In diesem Fall werden die Regelschwellen kurzfristig erweitert, um etwa im Schneekettenbetrieb oder auf Schotterstraßen durch erhöhten Schlupf die Traktion zu erhöhen. In einem Geschwindigkeitsbereich zwischen 40 und 60 km/h wird die ASR-Funktion automatisch wieder aktiviert. Gleiches gilt bei einem unzulässig hohen Schlupf sowie nach mehr als zehn Sekunden im Modus ASR Off. In allen Situationen bleibt ESP immer aktiviert.
Ohnehin vermeidet 4ETS kritische Fahrsituationen. So wird bei steigender Geschwindigkeit die Sperrwirkung innerhalb einer Achse reduziert, um zugunsten der Fahrstabilität Gierbewegungen (Drehungen um die Hochachse) zu vermeiden. Ein Überhitzen der Bremsanlage ist trotz der Eingriffe ausgeschlossen: Steigt bei extremem Einsatz im Gelände die Temperatur der Bremse auf unzulässige Werte, reduziert 4ETS die Sperrwirkung selbständig so lange, bis die Bremse wieder abgekühlt ist. Der Fahrer wird darauf durch eine Kontrollleuchte aufmerksam gemacht.
Von besonderer Bedeutung bei den vielfältigen Karosserievarianten und Aufbauten des Sprinter ist die Erkennung von Ladung sowie des Schwerpunkts (Load Adaptive Control LAC). Adaptive ESP registriert durch die Fahrzeugbewegungen zum Beispiel bei Sonderaufbauten einen hohen Schwerpunkt und passt die Regelcharakteristik daran an. Speziell im Gelände erhöht Adaptive ESP damit die Sicherheit, etwa beim seitlichen Befahren von Böschungen mit großer Fahrzeugschräge.
Auf Wunsch gibt es die Downhill Speed Regulation (DSR) in Verbindung mit dem Untersetzungsgetriebe. Sie stellt sicher, dass bei Bergabfahrt eine vorgewählte Geschwindigkeit konstant gehalten wird. Dies wird durch ein Zusammenspiel von Motor, Getriebe sowie gezielten Bremseingriffen möglich. DSR wird über eine Taste im Cockpit aktiviert. Die Geschwindigkeit wird dann über eine Wippe am Lenkrad geregelt. Optional stattet Mercedes-Benz den Sprinter 4×4 außerdem mit einer Berganfahrhilfe aus – ideal für die Fahrt bei winterlichen Straßenverhältnissen.
Der Allrad-Transporter verfügt auf Wunsch über das zusätzliche Untersetzungsgetriebe „Low Range“. Eingeschaltet per Tastendruck im Stand bei laufendem Motor, aktiviertem 4×4-Antrieb und getretener Kupplung bzw. Automatikstellung „N“, verkürzt sich die Übersetzung um 42 Prozent. Entsprechend reduzieren sich die Maximalgeschwindigkeiten in den einzelnen Gängen. Gleichzeitig steigt die Zugkraft. Der Sprinter 4×4 kann nun kupplungsschonend und vorausschauend mit niedrigen Geschwindigkeiten im Gelände gefahren werden. Der Einsatz der Untersetzung empfiehlt sich bei häufigen Rangiermanövern zur Reduzierung der Belastung der Kupplung, bei extremen Steilstrecken in bergigen Gebieten sowie bei Fahrten mit voller Auslastung oder bei Anhängerbetrieb im Gelände.
Generell ist der Sprinter 4×4 zwar kein Offroader, aber die vorn um 155 Millimeter und hinten um 135 Millimeter angehobene Karosserie weist bereits optisch auf typisch geländegängige Eigenschaften hin. So beträgt der Böschungswinkel vorn beim Sprinter mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht 26 Grad statt 16 Grad beim Sprinter mit konventionellem Hinterradantrieb und hinten beim Kastenwagen mit kurzem Überhang 25 Grad (17 Grad). Der Rampenwinkel – wichtig beim Überfahren von Kuppen – beläuft sich beim Sprinter 4×4 mit Standard-Radstand auf 23 Grad statt 14 Grad. Je nach Motorisierung liegt die Steigfähigkeit um etwa 20 Prozent höher als beim konventionell angetriebenen Sprinter. Gleichzeitig bleibt seine volle Alltagstauglichkeit im harten gewerblichen Einsatz vollständig erhalten: Das Mehrgewicht gegenüber den konventionellen Antrieben beträgt lediglich 140 Kilogramm. Das Ladevolumen bleibt identisch.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Donnerstag, den 20. Dezember 2018 um 00:05 Uhr | 2.042 Besuche
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