2015
Die Mercedes-Benz Türk A.S. feiert das 20-jährige Bestehen ihrer hochmodernen Omnibusfertigung im Istanbuler Stadtteil Hosdere auf der europäischen Seite der Metropole am Bosporus, in Ostthrakien (Region Marmara). Das Unternehmen ist heute eines der angesehensten im Lande. Die Mercedes-Benz Türk hat je ein Standbein in Europa und Asien: das Omnibuswerk in Istanbul-Hosdere und das Lkw-Werk im zentralanatolischen Aksaray.
Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses und seit 1. März 2009 Verwaltungsratspräsident der Mercedes-Benz Türk A. S. blickt auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte des Werkes Hosdere zurück: „Für Daimler Buses ist Hosdere ein sehr wichtiger Standort, von dem aus zwei Drittel der gefertigten Omnibusse nach Europa sowie in den Nahen und Mittleren Osten exportiert werden. Der Standort hat im europäischen Produktionsverbund von Daimler Buses eine enorm große Bedeutung.
Das unterstreichen auch die vom Konzern seit der Gründung in 1967 bis heute getätigten Investitionen in die türkische Tochtergesellschaft mit insgesamt 885 Millionen Euro für die Werke in Istanbul und Aksaray.“
Begonnen haben die türkischen Aktivitäten der Marke Mercedes-Benz vor nahezu 50 Jahren. Am 3. Dezember 1966 gründete die Daimler-Benz AG mit zwei türkischen Teilhabern die Otomarsan A. S. (Otobüs ve Motorlu Araclar Sanayi). Dieses Unternehmen hatte damals ein Omnibuswerk in Istanbul-Davutpasa, in dem von 1968 an Mercedes-Benz Linienbusse O 302 in Lizenz gefertigt wurden. Nach der Aufstockung der Geschäftsanteile durch die Daimler-Benz AG im Jahr 1989 auf 50,3 Prozent, wurde aus der türkischen Beteiligungsgesellschaft am 11. November 1990 die Mercedes-Benz Türk A. S. Das operative Geschäft der Mercedes-Benz Türk führt seit 1. August dieses Jahres Britta Seeger.
Im Sommer 1995 begann die hochmoderne Omnibusfabrik im Istanbuler Stadtteil Hosdere mit 30.000 m2 überdachter Produktionsfläche und einer damaligen Jahreskapazität von 2.000 Fahrzeugen zu produzieren. Das Werk wurde in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Vor kurzem wurde in diesem Werk der 75.000ste Omnibus produziert. Heute deckt Hosdere die gesamte Prozesskette der Omnibusproduktion vom Rohbau, kathodischer Tauchlackierung, Innenausbau, Lackierung und Montage ab. Es ist ein fester und ganz wesentlicher Bestandteil des internationalen Entwicklungs- und Produktionsverbunds von Daimler Buses.
In Deutschland, das vor 50 Jahren noch zehn Hersteller aufweisen konnte, ist die Daimler AG mit ihren Marken Mercedes-Benz und Setra an den Standorten Neu-Ulm, Mannheim und Dortmund (Minibusse) einziger noch nationaler Hersteller. Doch auch die Daimler AG hat schon frühzeitig auf die Globalisierung und deren Möglichkeiten in der Produktionsstrategie gesetzt. Daimler erkannte in den 1990er Jahren die strategische Bedeutung der Türkei für die Nutzfahrzeugproduktion und den zu erreichenden attraktiven Inland-Nutzfahrzeugmarkt, die als Drehscheibe zwischen Europa und Asien eine wichtige Funktion wahrnimmt.
Dr. Holger Steindorf, Chef der Omnibusproduktion bei Daimler Buses, nennt die Entwicklung des türkischen Standorts vorbildhaft. In früheren Funktionen bei Daimler hat er die Anfänge der MB Türk und die Eröffnung von Hosdere im Juni 1995 hautnah miterlebt und sagt heute: „Die positive Entwicklung von Hosdere freut mich sehr. Die Mitarbeiter verfügen in allen Bereichen über eine sehr gute fachliche Kompetenz, liefern einen hohen Qualitätsstandard, sind engagiert und setzen sich stets für den Erfolg des Omnibusbaus ein.“
Die Türkei hat kein nennenswertes Eisenbahnnetz und deshalb werden große Güter- und Transportaufkommen auf der Straße abgewickelt. Dazu kommt ein immens hoher Bedarf in der Personenbeförderung. In den 20 Jahren des Bestehens von Hosdere wurden über 75.000 Omnibusse gefertigt und in Aksaray sind seit 1986 über 215.000 Mercedes-Benz Lkw vom Band gelaufen.
Von den rund 4.500 produzierten Omnibussen eines Jahres wird etwa ein Drittel im Inland zugelassen. Der Marktanteil der Marke Mercedes-Benz Reisebusse liegt in der Türkei aktuell bei 64 Prozent. Bei den Lastwagen ist das Verhältnis umgekehrt: 97 Prozent einer durchschnittlichen Jahresproduktion von rund 18.500 Einheiten nimmt der Inlandmarkt auf und nur drei Prozent gehen in den Export.
Den Durchbruch als anerkannter Omnibushersteller schaffte Hosdere mit dem Tourismo. 1994 konnte der Mercedes-Benz O 403 an den Start gehen. Dieser Mercedes-Benz Omnibus wurde damals mit der Bezeichunung O 403 in der Türkei für den Inlandsmarkt produziert. Für den Exportmarkt war dieser Omnibus als Mercedes-Benz O 350 Tourismo verfügbar. Schon zur Eröffnung des Werkes Hosdere, am 10. Juni 1995, in Anwesenheit des türkischen Staatspräsidenten Süleyman Demirel, fuhr unter dem Beifall der anwesenden Gäste, ein Mercedes-Benz O 350 Tourismo auf die Bühne. In den 20 Jahren seit der Markteinführung des Tourismo O 350 sind von dieser Baureihe mehr als 21.000 Einheiten vom Band gelaufen. Aus dem anfänglich gestarteten Hochdeckertyp mit 12 m Länge wurde bis heute eine große Familie mit neun unterschiedlichen Typen eines Omnibussegments von 10,3 m bis 14,0 m Länge, teilweise in Rechtslenker-Ausführung. In der Fabrik wurden von Anfang an neben dem Tourismo aber auch Stadtlinienbusse Mercedes-Benz O 405 als Solowagen und Gelenkbusse gebaut.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Dienstag, den 08. September 2015 um 00:10 Uhr | 5.204 Besuche
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