Okt02
2010


Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Bürobaracke in Spandau, Seeburger Str. 27 (1946)

Ab 1939 bringt der Zweite Weltkrieg Automobilproduktion und -handel weitestgehend zum Erliegen. Zum Ende des Krieges liegt auch die Mercedes-Benz Niederlassung am Salzufer in Trümmern, die vor allem im Winter 1943/44 durch mehrere direkte Bombenangriffe weitgehendst zerstört wird. Teilweise zerstört ist auch die 1944 nach Spandau in die Seeburger Straße ausgelagerte Lastwagen-Reparaturabteilung. Als am 14. Mai 1945 als ersten offiziellen Arbeitstag nach Kriegsende in beiden Betrieben die Arbeit wieder aufgenommen wird, ist das ein Start bei Null. An einen Start der Arbeit in Marienfelde, ist vorerst nicht zu denken. Ende April 1945 besetzen Truppen der Roten Armee das Werk Berlin-Marienfelde, konfiszieren dort die noch vorhandenen Maschinen und beginnen Anfang Mai mit der Demontage der Anlagen.

Nur fünf Jahre später, ein knappes Jahr nach Ende der Blockade Berlins, ist ein großer Teil des Betriebes am Salzufer großzügig wieder aufgebaut. 1950 zieht die Betriebsleitung von Spandau in das zum Teil wieder aufgebaute Verwaltungsgebäude am Salzufer um. Der Standort Salzufer wird in den Folgejahren weiter auf- und ausgebaut.

Niederlassung Berlin-Charlottenburg, Salzufer 2-5. Kundendienststation

Während der Wirtschaftswunderzeit in den 1950er und 1960er Jahren boomt der Automobilabsatz, Sportwagen wie der [intlink id=“2488″ type=“post“]300 SL Flügeltürer[/intlink] stehen für automobile Freiheit. Autos mit Stern sind begehrt wir nie zuvor und werden zum Symbol des wirschaftlichen Aufschwungs in Westdeutschland und Westberlin. Durch die bevorstehende Teilung der Stadt entwickelt sich der Kurfürstendamm mehr und mehr zur Flaniermeile und darauf reagiert auch Mercedes-Benz. Der Prachtboulevard ist zum Zentrum West-Berlins geworden, zahlreiche Film- und Theaterbühnen, Restaurants und Cafés sorgen für einen regen Besucherstrom. 1959 eröffnet Mercedes-Benz am Kurfürstendamm 203 Ecke Knesebeckstraße einen neuen repräsentativen Verkaufs- und Ausstellungsraum.

Niederlassung Berlin-Spandau, Seeburgerstraße. Neuer Zweigbetrieb der Daimler-Benz AG in Spandau. Auf einer Gesamtfläche von 43.000 m2 wurde eine 6.000 m2 große Werkstatthalle mit 39 Standplätzen für die Reparatur von LKW und Omnibussen sowie 16 Standplätze für Personenwagen errichtet.

Parallel zum PKW-Boom wird die [intlink id=“1855″ type=“post“]Lkw-Produktion ausgeweitet[/intlink], da sich der Güterverkehr immer mehr auf die Straße verlagert. Omnibusse, Transporter und Unimog ergänzen die Produktpalette. Mit dem erweiterten Angebot wachsen die Anforderungen an die Niederlassungen und Händler. Die Daimler-Benz AG reagierte darauf mit der Gründung der Mercedes-Benz Vertriebsorganisation Deutschland mit der Zielsetzung einer einheitlichen und markenadäquaten Vermarktung ihrer Fahrzeuge.

Mercedes-Benz Showroom am Kurfürstendamm (1960)

Als 1961 die Mauer Berlin endgültig teilt, engagiert sich Mercedes-Benz für eine Stärkung der Wirtschaftskraft des Westteils der Stadt. Neben dem Ausbau der Betriebe gehört dazu ein starkes Engagement bei der Ausbildung, sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen Bereich. Ausgesprochen innovativ ist die Niederlassung 1972 mit der Gründung der ersten deutschen Spezialwerkstatt für Taxis, von denen die meisten auch in Berlin den Stern als Markenzeichen – auch heute noch – tragen. Vier Jahre zuvor beginnt Mercedes-Benz mit der sukzessiven Erweiterung seiner Hauptniederlassung am Salzufer, die sich in mehreren Etappen bis 1986 erstreckt. Als das Auto im Jahr 1986 sein einhundertjähriges Jubiläum feiert, präsentiert sie sich als ein moderner Betrieb mit zeitgerechtem Serviceangebot und neuester technischer Ausstattung.

Bereits 1980 wird die Mercedes-Benz Niederlassung Berlin um ein spezielles Gebrauchtwagen-Center erweitert, welches im Berliner Norden in der Holzhauser Straße eröffnet wird. Die jedoch größte Herausforderung nach dem Wiederaufbau vor 40 Jahren stellt das Ende der deutschen Teilung und den Fall der Berliner Mauer 1989 dar. Durch die Wiedervereinigung verdoppelt sich auf einen Schlag das Einzugsgebiet der Niederlassung Berlin.

Um den stetig wachenden Kundenansturm zu begegnen, entstehen weitere Betriebe am Brunsbütteler Damm in Spandau und in Falkensee, um das angrenzende Brandenburger Land zu versorgen. Jedoch rentieren sich diese beiden Standorte nicht und werden bereits 1994 wieder geschlossen. Um die neuen 1,2 Millionen potenziellen Kunden im Ostteil Berlin direkt bedienen zu können, errichtet Mercedes-Benz zusätzlich zwei neue Verkaufs- und Servicebetriebe in der Gehringstraße in Weißensee und in der Lichtenberger Sewanstraße.

Daimler-Areal am Potsdamer Platz (1998)

Im April 1991 entsteht mit den Ausstellungsräumen in der Friedrichstraße 180-184 ein repräsentativer Standort in Berlins Mitte. Hier ist Mercedes-Benz aber eindeutig zu früh am Start. Die Friedrichstraße gleicht den nächsten Jahren noch einer Großbaustelle und ist zu dieser Zeit noch weit entfernt vom Glanz aus alten Zeiten. Erst 10 Jahre später wird die Friedrichstraße wieder zur Flaniermeile, aber da ist Mercedes-Benz bereits ausgezogen. Denn kurz vor der Jahrtausendwende entsteht mit dem Potsdamer Platz quasi „um die Ecke“ ein neues Zentrum im Herzen Berlins, zu der auch Mercedes-Benz umfangreich beisteuert.So eröffnet 1997 ein Showroom im Debis-Tower am Potsdamer Platz. Bei Debis handelt es sich um die Dienstleistungstochter Daimler-Benz InterServices.

Das Areal am Potsdamer Platz wird neuer Sitz der Mercedes-Benz Vertriebsorganisation, die 1998 von Stuttgart nach Berlin gezogen ist. Aber auch dieser Showroom wurde nach weniger als 10 Jahren wieder aufgegeben, als 2007 der mehr als 100 Meter hohe Turm am Potsdamer Platz samt umliegender Gebäude verkauft worden ist. Ähnlich ergeht es dem Ausstellungsraum am Alexanderplatz 5, der 1993 eröffnet wird. Hier fehlt einfach die passende Kundschaft für ein Autohaus, zumal die Modernisierungen der Geschäfts- und Flanierwelt rund um den Alex erst über 10 Jahre später einen Stand erreicht haben, der eine ausgewogene Kundschaft anzieht. Auch diesen Standort gibt Mercedes-Benz nach kurzer Zeit wieder auf.

Doch nicht nur die Zahl der potentiellen Kunden ändert sich in den 1990er Jahren, auch die Anforderungen der Kundschaft an Autokauf und Service verändern sich. Mit den großen Produktoffensiven erweitert sich neben der Modellpalette auch der Kundenkreis. Die neuen, vor allem jüngeren Kundenkreise erwarten auch neue Verkaufsstrategien, Serviceangebote und Ansprüche an Fahrzeugpräsentation.

Der Standort an der Holzhauser Straße im Norden Berlins

Niederlassung in der Rhinstraße

Die Niederlassung Berlin stellt sich dieser Herausforderung beschließt 1996 eine konsequente Erweiterung von vier ihrer Betriebe. Zusätzlich entsteht im Osten Berlins in Marzahn ein komplett neues Center. Dieses Center Ost ersetzt Ende Oktober 1997 die beiden Standorte in Weißensee und Lichtenberg. Gleichzeitig werden die vier großen Center im Westteil der Stadt grundlegend erneuert. Das Center Nord in Reinickendorf bietet speziellen Service für Fahrzeuge früherer Baujahre, das Center West in Spandau baut seine Stellung als Kompetenzzentrum für Nutzfahrueuge weiter aus – zusätzlich wird hier nun auch das Pkw-Progarmm angeboten. Zum speziellen Angebot im Center Süd in der Daimlerstraße in unmittelabrer Nähe des Werks Marienfelde gehört der Exportservice für ausländische Kunden. Auch der Standort in Kreuzberg wird erneuert. Den krönenden Abschluss der Modernisierung der Berliner Niederlassung stellt die Neugestaltung des Areals am Salzufer dar, wofür 1998 der Grundstein gelegt wird. Vom alten Betrieb blieben lediglich die zentralen Werkstätten erhalten.

10 Jahre Mercedes-Welt am Salzufer

Hier errichtet Mercedes-Benz in zweijähriger Bauzeit die 160 Meter lange und 22 Meter hohe Mercedes-Welt am Salzufer – und schafft damit ein wegweisendes Autohaus der Zukunft. Die hohen Erwartungen, die man mit seiner Eröffnung 28. Juli 2000 verbindet, werden nicht enttäuscht. Die Berliner Mercedes-Welt wird zum Flaggschiff des Vertriebs nicht nur in Deutschland, sondern zum Modellbetrieb weltweit. In Berlin gelingt es Mercedes-Benz trotz harter Konkurrenz Marktführer zu werden und diese Position auch 2008 vor Volkswagen zu verteidigen.

Kurfürstendamm 2010

2001 eröffnet der umgebaute Showroom am Kurfürstendamm, 2009 entsteht wieder ein Ausstellungscenter in Berlins Mitte Unter den Linden. Ebenfalls in diesem Jahr wird der neue [intlink id=“333″ type=“post“]Nutzfahrzeug-Standort an der Kanalstraße in Neukölln[/intlink] eröffnet.

Aber auch am Salzufer geht die Entwicklung weiter. Hier soll in naher Zukunft die Lücke an der Nordseite des großen Parkplatzes geschlossen werden und ein Atrium entstehen.

Mercedes-Benz Gallery, Unter den Linden (2010)

Die 11 Standorte der Mercedes-Benz Niederlassung Berlin:

  • Mercedes-Welt am Salzufer (Salzufer 1)
  • Reinickendorf (Holzhauser Straße 11)
  • Marzahn (Rhinstraße 120)
  • Marienfelde (Daimlerstraße 165)
  • Spandau (Seeburger Straße 27)
  • Kreuzberg (Prinzessinnenstraße 21-24)
  • Neukölln/Treptow-Köpenick (Neudecker Weg 6, 12355 Berlin)
  • Mercedes-Benz Gallery (Unter den Linden 14)
  • Kurfürstendamm (Kurfürstendamm 203)
  • Nutzfahrzeugstandort Tempelhof (Bessemerstraße 42a)
  • Nutzfahrzeugstandort Neukölln (Kanalstraße)

Die Geschichte vom Standort am Salzufer im Bild:

Fotos: Daimler AG (außer Foto Kaiserhöfe heute & Salzufer 2010/ Kurfürstendamm 2010/Mercedes-Benz-Gallery 2010)

Ich danke der Mercedes-Benz Niederlassung Berlin für ihre Unterstützung.

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Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Samstag, den 02. Oktober 2010 um 21:42 Uhr  |  30.719 Besuche

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