2016
Er ist bis heute eine feste Größe im Automobilrennsport: Jochen Mass. Zahlreiche Siege holt er von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre, unter anderem 1989 auf Sauber-Mercedes C9 den Gesamtsieg bei den berühmten „24 Stunden von Le Mans“. Danach und bis heute geht Jochen Mass für Mercedes-Benz immer wieder bei historischen Veranstaltungen an den Start und pilotiert berühmte Klassiker aus der unternehmenseigenen Sammlung. Demnächst zum Beispiel beim Zoute Grand Prix (6. bis 9. Oktober 2016) im belgischen Seebad Knokke. Am 30. September feierte Mass seinen siebzigsten Geburtstag.
Hohes Lob von berufener Seite: Jochen Mass „ist ein Fahrer mit einem enormen Gefühl für Rennwagen und mit hohem Sachverstand“, sagt der ehemalige Rennfahrer Sir Stirling Moss. „Er ist mit der Renngeschichte aller Epochen vertraut.“ Genau dieses Profil zeichnet Jochen Mass aus: Nicht nur, dass er zu seiner aktiven Zeit der erfolgreichste deutsche Motorsportler ist. Darüber hinaus ist er in Rennwagen der kompletten Motorsportgeschichte zuhause und weiß sie virtuos zu bewegen. Ob Vorkriegs- oder Nachkriegsautos, ob Mercedes-Simplex, Mercedes-Benz SSK, berühmte Silberpfeile wie etwa W 25 und W 196 R, den Sauber-Mercedes C9 oder auch die Rallye-Boliden der 1980er-Jahre: Jochen Mass ist stets ein Könner am Volant.
Und wie kein Zweiter kann er über die Epochen hinweg die Fahrzeuge mit ihren Eigenheiten beschreiben, kann präzise ihre Technik und Fahreigenheiten vergleichen. Auf diese Weise lässt Jochen Mass Enthusiasten und Besucher an seinen Fahrerlebnissen teilhaben. Nun wurde er 70 Jahre alt, und Mercedes-Benz Classic gratulierte ihm überaus herzlich.
Jochen Mass wird am 30. September 1946 in Dorfen bei Wolfratshausen geboren und wächst in der Nähe von Mannheim auf. Der Berufsweg führt ihn zunächst als Seemann auf die Weltmeere. Dann jedoch biegt er zügig ab in Richtung Automobilsport: Nach einer Mechaniker-Lehre beginnt er 1968 seine abwechslungsreiche Motorsport-Karriere mit Tourenwagen-Rennen. 1972 gewinnt er die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Parallel dazu engagiert er sich in der Formel 2 und wird 1973 Vize-Europameister. Im selben Jahr debütiert Mass beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone für den Surtees-Rennstall in der Formel 1. Er bewährt sich in der Königsklasse des Motorsports und bestreitet in verschiedenen Teams insgesamt 105 Grands Prix und sammelt dabei 71 Weltmeisterschaftspunkte. Neben Wolfgang Graf Berghe von Trips ist er bis dahin der erfolgreichste deutsche Formel-1-Pilot.
Nach den Jahren in der Formel 1 geht es rasant weiter: 1984 startet Mass auf einem Mercedes-Benz 500 SLC (C107) bei der Rallye Paris–Dakar. Bei dieser höchst anspruchsvollen Veranstaltung bedeutet Ankommen viel: Er kommt als 62. ins Ziel. Mit dem Titel des Deutschen Sportwagen-Meisters 1985 und seiner Tätigkeit als Werksfahrer bei Porsche im Gepäck wird er 1988 Werksfahrer im Team Sauber-Mercedes. Bis 1991 fährt er für dieses Team in der Gruppe C. Im neuen Silberpfeil, dem Sauber-Mercedes C9, siegt Jochen Mass 1989 im Team mit Manuel Reuter und Stanley Dickens beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und erringt im gleichen Jahr auch die Vizeweltmeisterschaft. Drei Jahre später, 1992, wechselt Mass ins Team-Management der DTM. Zu Lande, zu Wasser und zu Luft – Jochen Mass hat den Wettbewerbsgedanken verinnerlicht: 1992 nimmt der gelernte Seemann an einer Ballon-Wettfahrt über den Atlantik teil. Von 1993 bis 1997 sitzt er beim Fernsehsender RTL bei Formel-1-Übertragungen als Co-Kommentator vor dem Mikrofon.
Mit dieser umfangreichen Erfahrung kommt es nicht von ungefähr, dass Jochen Mass als Markenbotschafter von Mercedes-Benz heute bei historischen Veranstaltungen an den Start geht. Immer wieder fährt er dabei im Team mit anderen berühmten Rennfahrern. Sir Stirling Moss erinnert sich an die gemeinsame Teilnahme an der Mille Miglia im Jahr 2005 – fünfzig Jahre nach seinem legendärem Erfolg auf Mercedes-Benz 300 SLR. Moss: „Ich fuhr hinaus in die Nacht und übergab diesen großartigen Wagen wie verabredet nur kurze Zeit später an meinen Ersatzfahrer – Jochen Mass. Das tat ich ohne irgendwelche Bedenken, denn Jochen ist für mich ein Seelenverwandter.“
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Mittwoch, den 05. Oktober 2016 um 00:10 Uhr | 3.961 Besuche
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