2012
Mercedes-Benz Classic wird beim Goodwood Festival of Speed vier Motorsportfahrzeuge aus der unternehmenseigenen Sammlung auf die legendäre 1,86 Kilometer lange Bergrennstrecke schicken. Die Veranstaltung findet vom 28. Juni bis 1. Juli 2012 unter dem Motto „Young Guns – Born to Win“ statt.
Das Goodwood Festival of Speed im Süden Englands versteht sich nach eigenen Angaben als größte motorisierte Gartenparty der Welt. Von dampfbetriebenen Kutschen aus dem 19. Jahrhundert über die legendären „Silberpfeile“ der 1930er-Jahre bis hin zu aktuellen Formel-1-Boliden. Im weitläufigen Park von Goodwood House kommen sie alljährlich für ein Wochenende zusammen.
Atemberaubende Geschwindigkeit, Kraft und Stil, visionäre Technik und ein Bewusstsein für Geschichte, aber auch Eleganz und Luxus – das sind Stärken der Marke Mercedes-Benz. Und es sind exakt diese Facetten, welche die pure Faszination am Automobil ausmachen, die Jahr für Jahr rund 150.000 begeisterte Besucher zum Festival of Speed locken.
Für Mercedes-Benz Classic gehen in diesem Jahr legendäre Rennwagen an den Start. Der für die Saison des Jahres 1937 konstruierte Mercedes-Benz W 125 erinnert an die frühen Erfolge der „Silberpfeile“. Der 300 SL Rennsportwagen (W 194) aus dem Jahr 1952 markiert als Urvater der SL-Reihe den Beginn einer Ära: 2012 feiert Mercedes-Benz Classic „60 Jahre SL“. Die für historische Motorsportveranstaltungen als Rundstreckenfahrzeug neu aufgebaute „Heckflossen“-Limousine vom Typ 220 SE (W 111) aus dem Jahr 1963 debütiert in Goodwood. Als Vertreter der jüngeren Motorsportgeschichte tritt zudem der Mercedes-Benz CLK-GTR aus dem Jahr 1997 mit rund 600 PS an.
Der Festivaltradition entsprechend werden die Mercedes-Benz von prominenten Rennfahrern wie voraussichtlich Paul Stewart, Klaus Ludwig, Jochen Mass und Bernd Schneider über die Bergrennstrecke von Goodwood pilotiert.
„Young Guns – Born to Win“ – Das diesjährige Festival-Motto würdigt erfolgreiche Newcomer in der Boxengasse, wie sie es seit der Geburtsstunde des Motorsports immer wieder gibt. Auch bei Mercedes-Benz feiern „junge Wilde“ immer wieder beeindruckende Erfolge und werden quasi über Nacht zu Weltstars. Der spätere siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher fährt im Jahr 1990 mit seinen Altersgenossen Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger im Mercedes-Junior-Team unter anderem in Le Mans. Lewis Hamilton debütiert 2007 in der Formel 1 und wird im Cockpit des McLaren-Mercedes auf Anhieb Vizeweltmeister. Im Folgejahr wird der Brite zum seinerzeit jüngsten Formel-1-Weltmeister.
Das Können der Fahrer spielt eine wichtige Rolle in der Motorsport-Erfolgsgeschichte der Marke. Die zahlreichen Rennerfolge von Mercedes-Benz sind zudem zu einem Großteil der unermüdlichen Arbeit der Ingenieure an neuen Lösungen für die Wettbewerbe zu verdanken. Nur wer auf überlegene Technik zurückgreifen kann, passiert als Sieger die Ziellinie.
Das 1993 erstmals ausgetragene Festival of Speed ist eine Erfindung von Charles Gordon-Lennox, Earl of March and Kinrara. Tituliert wird der engagierte Rennsport-Enthusiast und Goodwood-Gastgeber als Lord March. Den Grundstein für das Festival legte bereits sein Großvater, der damalige Earl of March und 9. Herzog von Richmond. Bekannt war er in England als Autodesigner, Ingenieur und Rennfahrer Freddie March. Im Jahr 1936 richtete er erstmals ein privates Bergrennen im Park von Goodwood House aus. Diese Tradition griff sein Enkel mehr als 50 Jahre später wieder auf.
Aus der ersten Veranstaltung im Jahr 1993 hat sich ein Festival entwickelt, das zu den absoluten Höhepunkten im internationalen Kalender der Automobilkultur zählt. Auf den Strecken spielen Wettbewerbsfahrzeuge und Sportwagen aus allen Epochen drei Tage lang die Sinfonien der Geschwindigkeit. Auch die Königsklasse des Rennsports ist dabei vertreten. Für 2012 haben sich wieder einige der aktuellen Formel-1-Teams in Goodwood angemeldet. Seit 2007 ergänzt für entsprechende Fahrzeuge eine 2,5 Kilometer lange Rallye-Strecke den Kurs des Bergrennens.
Ebenso wie als Motorsportveranstaltung fasziniert das Festival of Speed aber auch als elegante Flaniermeile zum Thema der Automobilkultur. Von den Boxen, offen für alle Besucher, über Fahrzeugausstellungen auf dem Parkgelände bis hin zu den automobilen Kunstwerken, die der britische Bildhauer Gerry Judah jährlich schafft. Seine temporären Skulpturen, die direkt vor Goodwood House stehen, nehmen sich stets einer Marke und ihren besonderen Fahrzeugen an. Im Jahr 2001 war der Mercedes-Benz 300 SL Thema des Kunstwerks zum damaligen Festival of Speed.
Goodwood Festival of Speed 2012: Die Fahrzeuge auf der Bergrennstrecke
Im Jahr 1937 geht Daimler-Benz mit einem völlig neuen Rennwagen an den Start. Der W 125 basiert auf den Erkenntnissen des Konstrukteurs Rudolf Uhlenhaut, seit Mitte des Jahres 1936 technischer Leiter der neu gebildeten Rennabteilung. Das Rückgrat des Wagens gestaltet ein stabiler Rahmen aus Nickel-Chrom-Molybdän-Stahl mit vier Querträgern. Die Torsionssteifigkeit des Fahrzeugs ohne Motor steigt auf den dreifachen Wert des Vorgängers W 25.
Der W 125 ist der erste Rennwagen von Daimler-Benz, bei dem der Kompressor nach den Vergasern angeordnet ist, wodurch das bereits fertige Gemisch verdichtet wird. Je nach Rennstrecke wird der „Silberpfeil“ unterschiedlich ausgerüstet: Getriebe, Tankkapazität, Vergaser, Lader, Reifen- und Radgröße, Reifenprofil und die äußeren Abmessungen variieren von Rennen zu Rennen.
Seine Premiere erlebt der Bolide am 9. Mai 1937 beim Grand Prix von Tripolis. Die gesamte Saison verläuft sehr erfolgreich: Rudolf Caracciola, Hermann Lang und Manfred von Brauchitsch fahren prestigeträchtige Siege ein.
Am 15. Juni 1951 fällt bei Daimler-Benz der Startschuss zum Bau eines Dreiliter-Sportwagens mit Aluminium-Karosserie – und schon im März 1952 wird ein Prototyp des ursprünglich nur für den Rennsport gedachten Mercedes-Benz 300 SL der Presse präsentiert. Es ist der Urvater des legendären 300 SL (W 198), der im Jahr 1954 als „Flügeltürer“-Coupé vorgestellt wird.
Der komplexe Gitterrohrrahmen des 300 SL erlaubt zunächst keine konventionellen Türen. Deshalb sieht Versuchschef Rudolf Uhlenhaut Flügeltüren vor – bei den ersten Prototypen sind es nur kleine Luken bis zur Unterkante der Seitenscheiben. Erst der sechste der zehn Ur-300 SL erhält zur Einhaltung des Le-Mans-Reglements die größeren, bis zur Flankenmitte reichenden Türen.
Bei seinem ersten Renneinsatz, der Mille Miglia 1952, belegt der 300 SL einen beachtlichen zweiten Platz. Im gleichen Jahr fährt er auf der mehr als 3.000 Kilometer langen Carrera Panamericana in Mexiko auf die Plätze eins und zwei und feiert einen fulminanten Doppelsieg in Le Mans. Der in diesem Jahr auf der Bergrennstrecke von Goodwood eingesetzte 300 SL befindet sich im Besitz der US-amerikanischen Familie McCaw. Es ist das Originalfahrzeug, das 1952 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen hat.
Auf die 1955 abgeschlossene Epoche mit Weltmeisterschaften in der Formel 1 und bei den Rennsportwagen folgt eine Zeit, in der Mercedes-Benz bei internationalen Langstreckenrennen und Rallyes erfolgreich ist. Anfang der 1960er-Jahre wird das Engagement der Marke vor allem von den „Heckflosse“-Limousinen mit Sechszylindermotor (Typen 220 SE und 300 SE) geprägt, die auch als Vorbild für den Aufbau des in Goodwood eingesetzten Mercedes-Benz 220 SE (W 111) dienen.
Typisch ist in diesen Jahren die große technische Nähe von Wettbewerbsfahrzeugen und Serienmodellen. Zu den üblichen Modifikationen gehören die Versteifung von Fahrwerkelementen und Karosserieteilen, eine Vergrößerung des Treibstofftanks und die Anpassung der Motorcharakteristik auf den jeweiligen Einsatzzweck.
Die 2012 in Goodwood eingesetzte hellgrau lackierte „Heckflosse“ aus dem Jahr 1963 wurde im vergangenen Jahr vom Mercedes-Benz Classic Center für historische Motorsportveranstaltungen als Rundstreckenfahrzeug aufgebaut. Seine Premerie erlebte der 220 SE beim Saison-Abschlussrennen des Langstreckencups der Fahrergemeinschaft Historischer Rennsport e. V. (FHR) im Oktober 2011 auf dem Nürburgring.
Der Mercedes-Benz CLK-GTR ist ein Rennsport-Tourenwagen, der von Daimler-Benz in Kooperation mit AMG für die 1997 ins Leben gerufenen FIA-GT-Meisterschaft entwickelt wird. Der CLK-GTR besitzt modernste Renntechnik und wird von einem Mittelmotor angetrieben. Der Zwölfzylinder mit 6 Liter Hubraum leistet rund 600 PS. Laut FIA-Reglement sind im Rennwagen außer der Motor-, Zünd- und Einspritzregelung keine elektronischen Fahrhilfen wie Antiblockiersystem (ABS), Antriebs-Schlupf-Regelung (ASR) oder ein aktives Fahrwerk erlaubt.
Der CLK-GTR steht als Produktionsrennwagen mit Straßenzulassung in einer Auflage von 25 Exemplaren auch interessierten Kunden ohne Rennambitionen zur Verfügung. Mit einem Kaufpreis von 3.074.000 D-Mark (1.571.711 Euro) ist der Mercedes-Benz CLK GTR seinerzeit das teuerste Serienfahrzeug der Welt.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Mittwoch, den 30. Mai 2012 um 12:38 Uhr | 5.243 Besuche
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