2011
Gestern Abend feierte im Metropol-Kino in Stuttgart der vom SWR produzierte Fernsehfilm Carl & Bertha seine Premiere. Mercedes-Benz unterstützte dieses historische Filmprojekt mit Ken Duken und Felicitas Woll in den Hauptrollen mit umfassenden Informationen und Leihgaben. Der Film wird am 23. Mai 2011 um 20.15 Uhr zum 125. Geburtstag des Automobils im Rahmen der Themenwoche „Der mobile Mensch“ in der ARD gezeigt.
„[intlink id=“5665″ type=“post“]Carl & Bertha[/intlink]“ handelt von dem unerschütterlichen Glauben an den Traum vom „pferdelosen Wagen“ und einer großen, bedingungslosen Liebe. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie sehr Bertha Benz ihren Mann Carl der Entwicklung seines Gasmotors und des pferdelosen Wagens unterstützte und ihn nach unzähligen Rück- und Tiefschlägen immer wieder animierte, seinen Glauben in die Zukunft nicht zu verlieren. Berthas historische „Fernfahrt“ von Mannheim nach Pforzheim stellt das Finale des Films dar.
Pforzheim 1870: Carl Benz (Ken Duken) hat einen Wagen entworfen, der mit Hilfe eines Motors und ganz ohne Pferde fährt, aber niemand will in seine Erfindung investieren. In Bertha Ringer (Felicitas Woll) findet er eine enthusiastische Unterstützerin – und seine große Liebe. Sie heiraten und Berthas Mitgift hilft ihnen in den ersten Jahren weiter. Doch Entwicklung des Motors und Bau des Wagens brauchen viel Zeit und Geld. Immer wieder ist bei Carl und Bertha das Geld knapp, selbst am Nötigsten für die Familie muss gespart werden. Schließlich sieht Carl keine andere Möglichkeit, als seine Patente zu verkaufen und seinen Traum aufzugeben. Bertha gibt jedoch nicht auf: sie beweist mit einer abenteuerlichen Fahrt von Mannheim nach Pforzheim, dass seine Erfindung funktioniert.
Mercedes-Benz bot uns eingeladenen Gästen bereits im Vorfeld ein umfangreiches Rahmenprogramm, was wie eine kurze Zeitreise wirkte: Nach der Besichtigung von Benz‘ Wohnhaus in Ladenburg, in das Carl Benz mit seiner Familie im Jahr 1904 zog, ging es mit der Pferdekutsche durch die historische Altstadt Ladenburgs zum Museum Dr. Carl Benz, der einstigen Fabrik von Benz. Die Arbeiten an dieser Fabrik begannen 1905, anschließend wurden in der neuen Firma in Ladenburg Automobile unter dem Markenzeichen C. Benz Söhne produziert. Noch bis zum Jahr 2004 war die historische Benz-Fabrik im Familienbesitz. Danach wurde die gesamte Fabrikanlage aufwändig saniert und zum Museum Dr. Carl Benz umgestaltet.
Nach einer interessanten Führung durch das Museum und speziell die Teile der Ausstellung, die die Zeit widerspiegelt, die der Fernsehfilm abdeckt, bot uns Museumsgründer Winfried A. Seidel, der im Film auch als Berater tätig war, die Gelegenheit, selber einmal den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 auf dem Museumsparkplatz probezufahren – eine Gelegenheit, die man so wohl nicht jeden Tag geboten bekommt.
Der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 war der Name des ersten von Carl Benz erbauten Automobils mit Verbrennungsmotor. Das Patent für dieses Dreiradfahrzeug wurde von Benz am 29. Januar 1886 eingereicht und als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt. Am 3. Juli 1886 führte Benz die erste öffentliche Probefahrt in Mannheim durch. Auch diese Fahrt wird im Film gezeigt, amüsant ist hier vor allem die Reaktion der Bevölkerung auf den Straßen, die ein solches „Ungetüm“ ja zum ersten Mal zu Gesicht bekamen.
Historisch nicht klar belegt – im übrigen gibt es für die gesamte Geschichte sehr wenig konkrete und gesicherte Fakten, so dass auch die Filmemacher hier viel selber interpretieren mussten – ist die Fahrt von Bertha Benz zu ihrem Elternhaus nach Pforzheim. Ob diese Fahrt mit dem Wagen Nummer 1, wie im Film gezeigt, oder mit dessen Nachfolger, dem Wagen Nummer 3, stattfand, ist nicht eindeutig belegt. Viele historische Dokumente sprechen davon, dass diese Fahrt mit dem Wagen Nummer 3 stattfand, der durch seine zusätzliche vordere Sitzbank bekannt ist.
Fakt ist aber, dass Bertha ohne das Wissen ihres Ehemannes Anfang August 1888 zusammen mit ihren Söhnen den Wagen bestieg und die 106 km lange Strecke von Mannheim über die Zwischenstationen Wiesloch (wo sie in der Stadtapotheke Ligroin „tankte“) und Mingolsheim nach Pforzheim fuhr. Die Rückfahrt, die im Film nicht mehr gezeigt wird, erfolgte drei Tage später über Bauschlott, Bretten, Bruchsal und Schwetzingen. Seit 2008 erinnert die Bertha Benz Memorial Route an die kühne Pionierfahrt. Dieser erste Leistungstest führte nicht nur zu weiteren Verbesserungen an der Konstruktion des Wagens, so wurde zur Bewältigung der Steigungen ein zusätzlicher Berggang eingebaut, sondern auch zum erhofften wirtschaftlichen Erfolg des Modells.
Der Patent-Motorwagen Nummer 3, der normalerweise im Londoner Science Museum steht, ist das älteste komplett erhaltene Automobil der Welt, da der im Münchener Deutschen Museum stehende Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 um 1900 wiederaufgebaut wurde. Seit 2009 steht der Wagen Nummer 3 aus dem Londoner Science Museum als vorübergehende Leihgabe im Benz-Museum in Ladenburg, ist also in seine Heimat zurückgekehrt. Der Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 war zudem das erste Fahrzeug von Benz, das zum Verkauf angeboten wurde.
Nach dieser sehr interessanten Geschichtsstunde in Ladenburg reisten wir in die Zukunft und fuhren mit einer B-Klasse F-CELL in Richtung Stuttgart, wo am Abend die Filmpremiere stattfindet. Drei dieser B-Klassen mit Brennstoffzelle sind seit Januar 2011 für 125 Tage auf einer Reise um die Welt, um so die technische Reife der Brennstoffzellentechnologie sowie die Alltagstauglichkeit dieses Alternativantriebs zu demonstrieren. [intlink id=“5727″ type=“post“]Aktuell befindet sich das Team[/intlink] auf der Zielgeraden und wird in den nächsten Tagen zurück in Stuttgart erwartet.
Die B-Klasse F-CELL, das erste in Serie gefertigten Brennstoffzellenfahrzeug, hat eine Reichweite in seiner aktuellen Konfiguration mit drei Wasserstofftanks von 400 km – bei Treibstoffkosten von 30 EUR. Dieser Preis könnte aber noch geringer sein, wenn das Angebot an Anbietern steigt. Für viele ist die Brennstoffzelle momentan die einzige vernünftige ( und vor allem technisch fortgeschrittene) alternative Antriebsquelle für Autos, da sie ihr eigenes Kraftwerk direkt im Auto hat – ein riesiger Vorteil gegenüber dem „normalen“ Elektroantrieb, der Strom aus der Steckdose benötigt.
Uns überzeugte bereits die Fahrt von Ladenburg nach Stuttgart. Nach dem Umdrehen des Zündschlüssels hört man lediglich ein leises Pfeifen, was an das Starten eines Computers erinnert. Ansonsten ist die Fahrt absolut geräuschlos. Nach einigen Kilometern ging es dann auf die Autobahn Richtung Süden. Auch hier beweist sich der Wasserstoffantrieb als absolut alltagstauglich. Ein starkes Beschleunigen ist zwar nicht möglich, aber dennoch erreicht das Auto nach kurzer Zeit seine elektronisch beschränkte Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Zwar wäre sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h möglich, jedoch ist dafür der Elekromotor für den Dauereinsatz noch nicht gerüstet, so dass dieser bei einer solchen Geschwindigkeit Schaden nehmen kann
Am Abend ging es dann zur Premiere von „Carl & Bertha“ im Herzen von Stuttgart. Unter den Gästen waren neben Felicitas Woll alias Bertha Benz und zahlreichen anderen Darstellern auch Regisseur Till Endemann – leider war Ken Duken alias Carl Benz nicht persönlich vor Ort. Nach dem Film wurde dieses Filmteam noch zum Interview auf die Bühne gebeten.
Der Film, der nicht nur interessant für Freunde der Automarke mit dem Stern ist, läuft am kommenden Montag, den 23. Mai um 20:15 Uhr im Ersten. Obwohl schon im Kino gesehen, werde ich mir diesen Termin auf jeden Fall vormerken und mir „Carl & Bertha“ ein zweites Mal anschauen.
Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Mittwoch, den 18. Mai 2011 um 09:57 Uhr | 13.154 Besuche
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25. Mai 2011 um 10:52
Der Motor der F-CELL B-Klasse ist durchaus für eine 200km/h-Geschwindigkeit gerüstet, jedoch ginge hier die Haltbarkeit des Motors zu schnell runter. – darum auch die Begrenzung auf 170 km/h.