2011
Der Deutsche Zukunftspreis, der Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, gilt als wichtigste nationale Auszeichnung für technische und naturwissenschaftliche Innovationen. Unter den drei von Bundespräsident Christian Wulff für den diesjährigen Preis nominierten Forscherteams ist auch im Jubiläumsjahr des Automobils erneut ein Team von Daimler. Mit der Technologie 6D-Vision, die einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Unfällen leisten kann, setzten sich die Forscher gegen weitere Bewerber durch und wurden für die Endauswahl nominiert.
„Sicherheit im Straßenverkehr für alle Verkehrsteilnehmer ist seit jeher ein Hauptanliegen und eine Kernkompetenz von Mercedes-Benz.“ Prof. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung, weiter: „Auf dem Weg zum Unfallfreien Fahren ist das Projekt 6D-Vision ein Meilenstein und bildet die Grundlage unserer künftigen Sicherheitssysteme. Es freut mich außerordentlich, dass diese einzigartige Technologie im Jahr unseres 125-jährigen Jubiläums durch die Nominierung zum Deutschen Zukunftspreis herausragend gewürdigt wird.“
Persönlich nominiert wurden Dr. Uwe Franke, Dr. Stefan Gehrig und Dr. Clemens Rabe, die in der Forschung und Vorentwicklung für Fahrerassistenz- und Fahrwerksysteme der Daimler AG für das richtungsweisende Projekt verantwortlich sind.
Das Projekt 6D-Vision des Daimler Forschungsteams eröffnet ganz neue Möglichkeiten für künftige Fahrerassistenzsysteme und macht den Straßenverkehr für alle Teilnehmer noch sicherer. Denn entscheidend für die Reduzierung von Unfällen ist das rechtzeitige und umfassende Verstehen der oft sehr komplexen Fahrzeugumgebung und Verkehrssituation. Andere Verkehrsteilnehmer müssen in Sekundenbruchteilen erkannt und etwaige Kollisionsgefahren zuverlässig ermittelt werden. 6D-Vision bildet erstmalig im Auto die dreidimensionale Wahrnehmung des Menschen und das Erkennen von potentiellen Gefahren auf einer kleinen, leistungsfähigen und serientauglichen Hardware ab.
Analog zum menschlichen Vorbild mit zwei Augen verwendet 6D-Vision dazu eine Stereokamera, aus deren Bildern in Echtzeit die dreidimensionale Geometrie der Situation vor dem Fahrzeug mit Hilfe der bei Daimler entwickelten Algorithmen berechnet wird. Aus der Analyse aufeinander folgender Bildpaare werden Bewegungen zuverlässig und blitzschnell erkannt. Dr. Uwe Franke: „Aufgrund der Leistungsfähigkeit von 6D-Vision können wir den Fahrer gerade in den Situationen unterstützen, die aufgrund der Komplexität des Verkehrsgeschehens besonders unfallträchtig sind, etwa an Kreuzungen oder in Baustellen.“
Das Zusammenführen von räumlicher und zeitlicher Wahrnehmung ermöglicht es, aus einem fahrenden Fahrzeug heraus stationäre von bewegten Objekten zu unterscheiden. Bewegte Objekte, zum Beispiel Kinder, die unerwartet auf die Straße laufen, werden in weniger als 200 Millisekunden in einem großen Blickfeld wahrgenommen. Ein aufmerksamer Mensch benötigt dafür mehr als die doppelte Zeit; war er abgelenkt, kommen mindestens weitere 500 Millisekunden hinzu. Eine zusätzliche „Schrecksekunde“ vergeht für die Bewertung der Situation und die anschließende Reaktion.
Rein rechnerisch entspricht eine Sekunde bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h einem Fahrzeugweg von rund 15 Metern. Der Computer arbeitet mehr als doppelt so schnell wie der Fahrer und leitet bereits nach sieben Metern Sicherheitsmaßnahmen ein. Das Fahrzeug kommt beim Notbremsen also mehr als eine ganze Fahrzeuglänge früher zum Stehen.
Da die 6D-Vision Technologie signifikant zur Senkung von Verkehrsunfällen beitragen kann, beabsichtigt Daimler, diese Technologie zukünftig auch anderen Herstellern zugänglich zu machen. Prof. Thomas Weber: „6D-Vision wird sich in die unzähligen Sicherheitsinnovationen, die in unserem Haus in den vergangenen 125 Jahren Premiere feierten, einreihen, langfristig aber allen Autofahrern zugute kommen.“
Der Deutsche Zukunftspreis des Bundespräsidenten wird seit 1997 jährlich vergeben. Neben der wissenschaftlichen Leistung wird bei der Preisvergabe auch die Marktfähigkeit einer Entwicklung bewertet. Ausgezeichnet werden Projekte, die das Leben der Menschen verbessern, neue Arbeitsplätze schaffen und den Wohlstand im Land erhalten. Vorschlagsberechtigte Institutionen stellen einer mit unabhängigen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis hochkarätig besetzten Jury mögliche Projekte vor. Die Jury wählt die drei Forscherteams mit den aus ihrer Sicht innovativsten und marktfähigsten Innovationen aus.
Daimler war bisher bereits viermal mit folgenden Themen für den Preis nominiert:
1997 „Umweltverträglicher und ressourcenschonender Fahrzeugantrieb auf Brennstoffzellenbasis“.
2002 „Protector – Vorausschauendes Notbremssystem für Nutzfahrzeuge“.
2003 „Präventives PKW-Insassenschutzsystem“.
2006 „Der Nachtsicht-Assistent – Infrarot-Technik für mehr Fahrsicherheit bei Dunkelheit“.
Die Preisverleihung durch Bundespräsident Christian Wulff findet am 14. Dezember 2011 in Berlin statt.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Dienstag, den 06. September 2011 um 19:17 Uhr | 5.256 Besuche
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