2016
Sonnige Aussichten in der oberen Mittelklasse bietet Mercedes-Benz auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 1991 in Frankfurt am Main. Dort hat im September vor 25 Jahren ein elegantes Cabriolet Premiere. Das viersitzige Fahrzeug mit Stoffverdeck gehört zur Baureihe 124, die ab 1993 die Bezeichnung E-Klasse trägt. Das IAA-Debüt greift zugleich eine Erfolgsgeschichte der Stuttgarter Marke auf, denn Mercedes-Benz bietet mit diesem Typ nach 20 Jahren Unterbrechung erstmals wieder ein viersitziges Cabriolet an. Im aktuellen Programm der Marke mit dem Stern ist diese Karosserieform mit den offenen Versionen von C-Klasse, E-Klasse und S-Klasse in unterschiedlichen Motorisierungen prominent vertreten.
Gekonnt verbindet Mercedes-Benz in dem neuen Cabriolet der oberen Mittelklasse die Leichtigkeit des offenen Fahrens mit den Tugenden der Limousine dieser Baureihe. So zeichnet sich auch die neue Karosserievariante der Baureihe 124 durch innovative Technik, moderne Eleganz und ein absolut stimmiges Gesamtkonzept aus. Das alles verleiht dem offenen Viersitzer mit der internen Bezeichnung A124, der ab dem Frühjahr 1992 zunächst als 300 CE-24 erhältlich ist, von Beginn an das Potenzial zum Klassiker. Die Baureihe 124 ist zudem als Limousine (W124), T-Modell (S124), Coupé (C124) und Limousine mit langem Radstand (V124) erhältlich. Als technische Grundlage für das neue Cabriolet dient den Ingenieuren das Coupé.
Das 300 CE-24 Cabriolet greift die lange Tradition der viersitzigen offenen Fahrzeuge in der Markengeschichte von Mercedes-Benz nach einer Pause von zwei Jahrzehnten wieder auf: Zuletzt sind die S-Klasse Vorläufer 280 SE Cabriolet und 280 SE 3.5 Cabriolet (W111) bis zum Jahr 1971 in dieser Karosserieform gebaut worden. Dazwischen pflegt Mercedes-Benz die Kultur des offenen Fahrens weiterhin mit den zweisitzigen SL Sportwagen. An den Erfolg des bis 1997 in insgesamt 33.952 Exemplaren gebauten A 124 knüpfen nahtlos die CLK Cabriolets der Baureihe A 208 (1998 bis 2003) und A 209 (2003 bis 2010) sowie das E-Klasse Cabriolet der Baureihe A 207 (seit 2010) an.
Das Cabriolet entwickeln die Ingenieure mit hohem konstruktiven Aufwand aus dem Coupé. Insbesondere versteifen sie die Karosserie, um den offenen Viersitzer so komfortabel und sicher wie die anderen Mitglieder der Baureihenfamilie zu machen. Dazu werden rund 1.000 Teile völlig neu konstruiert. Tragende Strukturen werden aus dickeren oder hochfesten Stahlblechen gefertigt. Sämtliche hochbelastete Stellen erhalten zusätzliche Verstärkungen in Form von Dopplern, Knotenblechen oder Streben. Dazu zählen auch die aus den SL-Sportwagen (R129) bekannten Diagonalstreben. Hinzu kommen Schwingungstilger im linken Dämpferbein, im Dachrahmen und in den seitlichen Kofferraummulden. Sie reduzieren störende Karosserieschwingungen, wie sie bei offenen Fahrzeugen durch die fehlende Dachstruktur auftreten können.
Das Gesamtpaket der Maßnahmen an der Karosserie macht das Cabriolet nicht nur komfortabel, sondern bei Frontal-, Heck- oder Seitenaufprall auch so sicher wie Limousine, T-Modell oder Coupé. Für den Fall eines Überschlags sorgen außerdem die im knickgefährdeten Bereich zur stabilen Einheit verschweißten A-Säulen und der automatische Überrollbügel für Sicherheit. Die 43 Kilogramm wiegende Verdeckkonstruktion basiert auf einem 27-teiligen Gestänge mit 34 Gelenken. Zusammengefaltet nimmt das Verdeck ein Volumen von nur 80 Liter ein und lässt genug Platz im Kofferraum.
Das Cabriolet wird ab 1992 im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen gebaut. Zunächst ist ausschließlich das 300 CE-24 Cabriolet mit 3-Liter-Sechszylindermotor (220 PS bei 6.400/min) erhältlich. Von diesem Modell werden bis 1993 insgesamt 6.343 Exemplare gebaut.
Bereits im Juni 1993 stellt die Stuttgarter Marke die modellgepflegte Generation der Baureihe 124 vor. Das Cabriolet trägt nun, ebenso wie alle anderen Varianten der Baureihe, den Namen E-Klasse. Der offene Viersitzer ist stilistisch deutlich überarbeitet und wird jetzt in einer größeren Modellvielfalt angeboten. Erhältlich sind die Vierzylinder-Typen E 200 Cabriolet (136 PS, vor 1994 nur als Version für den Export) und E 220 Cabriolet (150 PS), der Sechszylindertyp E 320 Cabriolet (220 PS) sowie als Spitzenmodell das E 36 AMG Cabriolet (272 PS). Die zuvor nur gegen Aufpreis erhältliche elektrohydraulische Verdeckbetätigung ist nun serienmäßig, außerdem erhält das Verdeck einen neuen Innenbezug mit noch besserer Wärme- und Schallisolation.
Das erste E-Klasse Cabriolet wird bis 1997 gebaut. 15.380 Kunden entscheiden sich für eine Vierzylinderversion, 18.572 Käufer wählen ein Modell mit Sechszylindermotor. Viele Käufer kommen aus dem Ausland. Besonders hoch ist der Exportanteil mit rund 75 Prozent beim E 320 Cabriolet.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Donnerstag, den 25. August 2016 um 00:05 Uhr | 3.969 Besuche
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