Feb21
2012


Sportlich, elegant, zweitürig und mit verführerisch modern geführten Linien – so präsentierte Mercedes-Benz im März 1987 auf dem Genfer Automobil-Salon das neue Coupé der oberen Mittelklasse. Die Baureihe C 124, die vom Sommer 1993 an „E-Klasse Coupé“ heißen wird, ist nach Limousine und T-Modell die dritte Karosserievariante der Baureihe 124. Das auf dem Coupé basierende Cabriolet A 124 folgt erst 1991.

Mercedes-Benz Coupé der Baureihe C 124

Mercedes-Benz Coupé der Baureihe C 124

Heute tritt die Baureihe C 124 so frisch und modern auf wie seinerzeit in Genf. Längst hat sich der viersitzige Reisewagen mit zwei Türen deshalb zum begehrten Young Classic entwickelt. Mercedes-Benz weiß um die Bedeutung dieser besonders lebendigen Faszination und engagiert sich besonders stark in der Pflege dieser noch jungen Automobilgeschichte. So ist die Baureihe C 124 beispielsweise im März 2011 als Handelsfahrzeug auf dem Stand von Mercedes-Benz Classic zur Fachmesse „Retro Classic“ präsent gewesen.

Die Baureihe C 124 steht in der lebendigen Tradition viersitziger Mittelklasse-Coupés von Mercedes-Benz. Ursprünglich hat sich die exklusive Karosserieform des Coupés vor allem in Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse etabliert. Doch seit den 1960er-Jahren begeistert auch eine attraktive Reihe von zweitürigen Reisewagen für vier Personen auf Basis der jeweiligen oberen Mittelklasse die Coupé-Liebhaber dieser exklusiven Karosserieform.

Den Auftakt machen die Coupés der Baureihe W 114 („Strich-Acht“, 1968 bis 1976), gefolgt von der Baureihe C 123 (1977 bis 1985). Genau zehn Jahre nach dem Debüt des C 123 folgt nun die dritte Generation der Stuttgarter Mittelklasse-Coupés, die von der automobilen Öffentlichkeit mit großer Neugier erwartet wird.

Wie bei den Vorgängern haben die Ingenieure und Designer die Limousine als technische Basis genommen und das Coupé auch stilistisch an das viertürige Automobil angelehnt. Dennoch zeigt sich die Baureihe C 124 schon auf den ersten Blick als eigenständiges Fahrzeug – als sportliche, elegante und individuelle Interpretation der Baureihe 124.

Großfamilie: Die Baureihe 124 von Mercedes-Benz bietet für jeden Geschmack die richtige Karosserie. Zu Coupé, Limousine und T-Modell (von vorn) kommt später noch das Cabriolet dazu.

Großfamilie: Die Baureihe 124 von Mercedes-Benz bietet für jeden Geschmack die richtige Karosserie. Zu Coupé, Limousine und T-Modell (von vorn) kommt später noch das Cabriolet dazu.

Für das Coupé wird die Bodengruppe des Viertürers gekürzt, der Radstand schrumpft um 85 Millimeter. Das unterstreicht die kompakt-sportliche Linie des Coupés. Auch Seiten, Dach und Heck werden stark verändert, lediglich den Vorbau übernimmt das Coupé weitgehend unverändert von der Limousine.

Auch wenn das Coupé-Design deutliche Eingriffe in die Karosseriekonstruktion des Viertürers verlangt, gibt es beim C 124 keine Kompromisse hinsichtlich der passiven Sicherheit. Den Wegfall der B-Säulen kompensieren die Ingenieure beispielsweise durch verstärkte A-Säulen, Seitenschweller und Türen sowie einen besonders hohen Anteil an hochfesten Stahlblechen. Einen neuen Weg beschreitet man auch beim Dachabschluss. Hier wird die Innenverkleidung ein Stück weit unter die Heckscheibe gezogen. Das steigert sowohl die Sicherheit als auch den Komfort der Fondpassagiere.

Ein charakteristisches Design-Element, das die Eigenständigkeit der Coupés gegenüber den anderen Karosserievarianten der Baureihe hervorhebt...

Ein charakteristisches Design-Element, das die Eigenständigkeit der Coupés gegenüber den anderen Karosserievarianten der Baureihe hervorhebt...

…sind die Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen. Zwischen den Radausschnitten auf Höhe der Stoßfänger angeordnet, bilden sie die optische Verbindung zwischen Bug- und Heckschürze und sind wie diese in Metallic-Kontrastfarben lackiert.

Bei den mechanischen Komponenten setzt Mercedes-Benz konsequent auf das Baukasten-Prinzip. So übernehmen die Coupés von den Limousinen die Raumlenker-Hinterachse und eine Dämpferbein-Vorderradaufhängung an einzelnen Dreiecksquerlenkern sowie die Bremsanlage. Die Modellpalette umfasst zunächst die Typen 230 CE 132 PS und 300 CE 180 PS. Die Motoren entsprechen der in der jeweiligen Limousine verwendeten Ausführung, beide Aggregate haben eine geregelte Abgasreinigungsanlage mit Dreiwege-Katalysator.

Die Coupés erhalten zusammen mit allen anderen Typen der Baureihe 124 im September 1988 eine erweiterte Serienausstattung, zu der nun ein beheizter und elektrisch einstellbarer rechter Außenspiegel und eine Scheibenwaschanlage mit beheiztem Waschbehälter, Düsen und Schläuchen gehören. Das Anti-Blockier-System ABS, mit dem jetzt ebenfalls alle Modelle der Baureihe 124 serienmäßig ausgestattet werden, gehört beim 300 CE bereits von Beginn an und beim 230 CE seit Februar 1988 zur Grundausstattung.

Innenraum eines Mercedes-Benz Coupé (C 124) aus dem Jahr 1987 - ein Fahrzeug aus der ersten Serie..

Innenraum eines Mercedes-Benz Coupé (C 124) aus dem Jahr 1987 - ein Fahrzeug aus der ersten Serie..

Im September 1989 stellt Mercedes-Benz auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main ein komplett überarbeitetes Modellprogramm der oberen Mittelklasse vor. Eine stilistische Überarbeitung der Karosserie und die Neugestaltung des Innenraums stehen im Vordergrund. Die Coupés bleiben dabei äußerlich nahezu unverändert, weil sie schon von Anfang an mit den seitlichen Flankenschutz-Leisten, dem auffälligsten Erkennungsmerkmal der modellgepflegten Typen der Baureihe 124, ausgerüstet sind. Sie stellen gewissermaßen das Vorbild für die Überarbeitung der anderen Karosserievarianten dar.

Allerdings werten nun schmale Zierleisten aus poliertem Edelstahl, die sich auf der Oberseite von Bug- und Heckschürze fortsetzen, die Fahrzeugseiten auf. Dazu kommen verchromte Zierstäbe an den Türgriffen und geänderte Radzierblenden. Im Innenraum gibt es vorne und hinten verbesserte Sitze sowie verschiedene Detailverbesserungen.

Zur Modellpflege stellt Mercedes-Benz auch einen neuen Coupé-Typ vor. Der 300 CE-24 besitzt den 220 PS starken 3,0-Liter-Vierventilmotor des Sportwagens 300 SL-24 und wird neues Topmodell der Mittelklasse-Coupés. Zur Ausstattung gehören Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber, Lederlenkrad und Lederschalthebel, Holzelemente in Wurzelnuss sowie Ausstiegsleuchten in den Türen. Ab Juni 1990 wird das Coupé dann auch mit dem bewährten 2,0-Liter-Vierzylindermotor produziert, der 200 CE mit 122 PS bleibt dem Export nach Italien vorbehalten, später auch nach Griechenland und Portugal.

Im September 1992 stellt Mercedes-Benz ein überarbeitetes Typenprogramm der Baureihe 124 mit neuen Motoren und Ausstattungsdetails vor. Die Motorenpalette der Coupés ist nun komplett auf Vierventiltechnik umgestellt. Die neuen Motoren zeichnen sich durch gesteigerte Leistung und höheres Drehmoment über den gesamten Drehzahlbereich aus, während der Kraftstoffverbrauch reduziert wird. Damit ändert sich auch die Typenbezeichnung: Aus dem 230 CE wird der 220 CE (150 PS); das Exportmodell 200 CE (jetzt 136 PS), das ebenfalls den Vierventilmotor erhält, kann seinen Namen behalten, da der Hubraum praktisch gleich bleibt. Die Sechszylindermodelle 300 CE und 300 CE-24 werden durch den 320 CE (220 PS) ersetzt, dessen 3,2-Liter-Vierventilmotor sich bereits seit eineinhalb Jahren in der S-Klasse bewährt.

Außerdem umfasst die Modellpflege eine deutlich aufgewertete Serienausstattung mit Fahrer-Airbag sowie elektrisch verstellbaren Außenspiegeln links und rechts. Zentralverriegelung und 5-Gang-Getriebe, die zum gleichen Zeitpunkt in die Grundausstattung von Limousine und T-Modell übernommen werden, gibt es in den Coupés bereits seit Produktionsbeginn.

Im Juni 1993 werden alle Modelle der Baureihe 124 stilistisch überarbeitet...

Im Juni 1993 werden alle Modelle der Baureihe 124 stilistisch überarbeitet...

…auffälligstes Kennzeichen sind der Plakettenkühler und veränderte Leuchten mit farblosen Blinkleuchten vorne und bichromatischen Abdeckungen im Heck. Außerdem kommen neue Radzierblenden im 6-Loch-Design auf, und die Schutzleisten der Stoßfänger sind nun in der Farbe der Anbauteile lackiert.

Im Juni 1993 erhält die Mittlere Klasse von Mercedes-Benz dann einen neuen Namen: Sie heißt nun erstmals E-Klasse, was entsprechende Änderungen der Typenbezeichnungen nach sich zieht. Nach dem neuen Nomenklatur-System heißen die Zweitürer der Baureihe C 124 nun E 220 Coupé und E 320 Coupé.

Für den sportlich ambitionierte Coupé-Liebhaber steht ab September 1993 eine besonders leistungsstarke Variante zur Verfügung, das E 36 AMG Coupé mit 272 PS starkem 3,6-Liter-Vierventilmotor. Das neue Coupé-Topmodell hebt sich durch dezent vergrößerte Anbauteile auch von den Schwestermodellen ab. Im Dezember 1994 wird außerdem das E 200 Coupé ins allgemeine Angebot aufgenommen, das nach wie vor 136 PS mobilisiert und zuvor ausschließlich für den Export nach Italien, Griechenland und Portugal produziert worden ist.

Mercedes-Benz E-Klasse Coupé der Baureihe 124 (1987 bis 1996). Das Foto zeigt ein Fahrzeug der ersten Serie.

Mercedes-Benz E-Klasse Coupé der Baureihe 124 (1987 bis 1996). Das Foto zeigt ein Fahrzeug der ersten Serie.

Die Produktion der E-Klasse Coupés der Baureihe C 124 endet im März 1996, neun Jahre nach dem Debüt auf dem Genfer Automobil-Salon. Am häufigsten verkauft sich in dieser Zeit der 300 CE, für den sich von 1987 bis 1992 genau 43.486 Kunden entscheiden. Insgesamt werden in Sindelfingen 141.498 Exemplare des Coupés gebaut, das sind rund 40 Prozent mehr als vom Vorgänger C 123.

Während das CLK-Coupé der Baureihe C 208 die Tradition der zweitürigen Reisewagen der oberen Mittelklasse fortsetzt, etablieren sich die E-Klasse Coupés der Baureihe C 124 schon bald als beliebte und begehrte Young Classics.

 

Fotos: Daimler AG



Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Dienstag, den 21. Februar 2012 um 18:53 Uhr  |  13.034 Besuche

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