2012
Der Betrug mit den Kilometern dauert keine 30 Sekunden und ist kinderleicht. Standen eben noch über 90.000 Kilometern auf der Uhr sind es plötzlich nur noch 40.000.
Nach Schätzungen der Polizei werden jährlich bei rund zwei Millionen Gebrauchtwagen in Deutschland die Tachometer manipuliert – das ist jeder dritte Wagen. Durch diese Tacho-Tricksereien entsteht jährlich ein Schaden von rund sechs Milliarden Euro. Im Durchschnitt sind das rund 3.000 Euro pro Gebrauchtwagen. Die Opfer sind immer die Käufer.
Die Manipulation ist einfach und geht schnell, egal bei welchem Auto. Tacho-Fälscher schließen für rund 50 Euro ein Gerät an die Diagnosebuchse an und programmieren den gewünschten Kilometerstand. Das war´s. Auf den ersten Blick sind von diesem Betrug kaum Spuren zu finden. Die Gebrauchtwagen werden optisch in Top-Form gebracht und sehen oft nicht älter aus, als der Kilometerstand vorgaukelt. Nur bei genauem Hinsehen, kann der Käufer etwas bemerken. Abgegriffenes Lenkrad und Schalthebel, runtergelatschte Pedalen – alles erste Indizien. Ein genauer Blick in die Fahrzeugpapiere und auf die Werkstattrechnungen sowie die Wartungsaufkleber im Fahrzeug kann ebenfalls Klarheit verschaffen.
Im Gegensatz zu den Herstellern reagieren die Tacho-Trickser auf technische Neuerungen schnell. Sobald neue Automodelle auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen haben Sie bereits Updates für die Manipulationsgeräte verfügbar. Dabei wäre ein technischer Schutz, der das Manipulieren verhindern oder zumindest erschweren könnte nicht einmal teuer. Pro Auto würde das die Hersteller nur wenige Euro kosten. Sie hinken den Betrügern aber stets hinterher und können sich nur auf die nächste Fahrzeuggeneration konzentrieren um dann modernere Systeme einzubauen.
Die Polizei ist den Tacho-Trickser auf den Fersen und kann bereits Erfolge vorweisen: im März vergangenen Jahres wurden bei einer Großrazzia in München Wohnungen und Werkstätten durchsucht. 300 Fahrzeuge wurden beschlagnahmt. In Zwickau manipulierte ein Betrüger 140 Tachos und wurde erwischt.
Tacho-Tricksern drohen mindestens ein Jahr Gefängnis, wenn sie denn erwischt werden. Nach der Razzia in München wurden die Täter wegen Tacho-Manipulation und Beihilfe zum gewerbsmäßigem Betrug vom Landgericht zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
Am Ende muss aber immer noch der Käufer die Augen offen halten beim Gebrauchtwagenkauf. Schon beim ersten Eindruck „hier stimmt was nicht“ – besser den Wagen stehen lassen.
Foto: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Sonntag, den 10. Juni 2012 um 08:44 Uhr | 14.179 Besuche
Abgelegt unter Gebrauchtwagen
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