2012
Spontan gefragt: Warum vergleicht man denn bitte eine Limousine mit einem Van? Eigentlich hätte man doch eher einen Kombi mit einem Van verglichen. Doch bei genauerer Betrachtung der beiden im Heft Nummer 9 vom 5. April 2012 der Zeitschrift „auto motor und sport“ zum Vergleich angetretenen Fahrzeuge wird klar, so unterschiedlich sind die Mercedes-Benz C-Klasse und die neue B-Klasse gar nicht.
Beide Fahrzeuge sind identisch mit einem 156 PS starken Reihenvierzylinder motorisiert. In der B-Klasse arbeitet unter der Haube ein komplett neu entwickelter Turbobenzinmotor, der seine Kraft an die Vorderräder leitet. Dank weiterentwickelter Direkteinspritzung, stufenloser Nockenwellenverstellung und spezieller Hydrolager setzt das Aggregat bei Verbrauch und Laufruhe Maßstäbe. Die C-Klasse bekommt diesen Motor erst gegen Ende des Jahres. Aber das jetzige Triebwerk der C-Klasse (W204) braucht sich nicht verstecken. Beim Thema Elastizität und vor allem beim Sprint hat es die Nase vorn. Von null auf Tempo 100 Km/h sprintet die Heckgetriebene C-Klasse in 8,5 Sekunden. Die B-Klasse benötigt 9 Sekunden. Beim Zwischensprint von 80 auf 120 Km/h zieht die Limousine in nur 14,4 Sekunden dem Van (17 Sekunden) davon. Höchstgeschwindigkeit B-Klasse: 220 Km/h, C-Klasse 225 Km/h.
Beim Verbrauch halten sich beide Testkandidaten bescheiden zurück. Die 1.467 Kilogramm schwere B-Klasse (W246) benötigt durchschnittlich auf 100 Kilometer 5,9 Liter. Die etwas schwerere C-Klasse (1.520 Kg) genehmigt sich durchschnittlich 6,7 Liter. Beide Fahrzeuge verlangen nach Superbenzin.
Zurück zur Eingangsfrage: Warum vergleicht man eine Limousine mit einem Van? Bei einem Blick auf den Preis wird deutlich: die Beiden liegen dicht beieinander. Und folglich sucht man dann: Wo bekomme ich mehr für mein Geld? Grundpreis der neuen Mercedes-Benz B-Klasse 29.506 Euro, C-Klasse 35.254 Euro. Dicht beieinander? Gut 5.000 Euro Differenz! Nicht ganz. Will man den Kompakt-Van so üppig ausgestattet wie die Limousine haben, dann werden genau diese 5.000 Euro für zum Beispiel die elektrisch verstellbaren Vordersitze und eine Klimaautomatik fällig.
Die B-Klasse wartet mit den typischen Van-Vorteilen auf. Viel Platz, große Türen und Variabilität. Es mangelt weder an Kopf- noch an Beinfreiheit. Auch für das Gepäck steht reichlich Platz zur Verfügung. Legt man die Rückbank in der B-Klasse um, dann werden aus 486 Liter schnell 1.545 Liter. Ordert man das optionale Easy-Vario-Plus System (627 Euro), kann die Rückbank geteilt um 14 Zentimeter verschoben werden und der Kofferraum fasst bis zu 666 Liter. Noch mehr Variabilität ermöglicht der umklappbare Beifahrersitz. Bauartbedingt ermöglicht die B-Klasse einen bequemen Zustieg, denn die Türausschnitte sind deutlich größer gefasst als bei der C-Klasse. In der Höhe überragt der Van die Limousine um elf Zentimeter.
Einsteigen in die C-Klasse ist nicht wirklich unbequem, nur eben eine Etage tiefer. Körperbetont ausgeformte bequeme Sitze erwarten die Passagiere, die vor allem längere Reisen angenehm machen. Für das Reisegepäck bietet der Kofferraum 475 Liter Platz. Die Rückbank ist geteilt umklappbar.
…und bis auf ein paar Unterschiede ähneln sich die Ausstattungen. Hochwertiger ist beispielsweise die Verkleidung der Vordersitze und dem Bereich der unteren Mittelkonsole in der C-Klasse. Ordert man hier für 274 Euro noch Zierelemente, dann verwöhnt die Limousine auch im Fond mit perfekt eingefassten Holzintarsien, die für die B-Klasse nicht erhältlich sind. Insgesamt wirkt der Innenraum der C-Klasse edler. Ähnlich bei Beiden: die lange Liste der optionalen Ausstattung.
Ist man unterwegs mit den Testkandidaten, dann wird deutlich, das die C-Klasse sehr komfortabel und der ideale Reisewagen ist. Das Fahrwerk ist geschmeidig abgestimmt, kurze Stöße absorbiert das Fahrwerk ohne Probleme. Die Lenkung arbeitet präzise. Das Fahrverhalten der B-Klasse ist nicht unbedingt schlechter, jedoch sollte man das Sport-Paket besser von der Optionsliste streichen, denn es sorgt nur für ungebührliche Stöße, ohne die Agilität und Fahrfreude zu verbessern. Beide Fahrzeuge sind mit einem perfekt eingestellten ESP ausgerüstet. Optional lassen sich die Zwei auch in Kombination mit einem Automatikgetriebe mit Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistent ausrüsten. Das große Sicherheitspaket mit Totwinkelwarner und autonom bremsenden Abstandstempomaten ist aber ausschließlich der C-Klasse vorbehalten.
Diesen ungewöhnlichen Vergleich gewinnt mit einem knappen Vorsprung (499 Punkte) die Mercedes-Benz C-Klasse. Trotz des höheren Grundpreises überzeugt die flotte Limousine mit hervorragendem Fahrkomfort und erstklassiger Verarbeitung. Die besseren Fahrleistungen und die edlere Ausstattung sichern den ersten Platz.
Wer die höhere Sitzposition, die Variabilität und einen günstigeren Grundpreis bevorzugt, der fährt mit der neuen Mercedes-Benz B-Klasse genau richtig. Sie folgt mit 495 Punkten der C-Klasse dicht auf dem zweiten Platz. Bei Ausstattung, Sicherheit und Fahrdynamik verliert der Kompakt-Van Punkte. Überzeugend sind der kultivierte Motor und das enorme Platzangebot.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Samstag, den 07. April 2012 um 20:48 Uhr | 21.459 Besuche
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