2013
Als der Mercedes-Benz SLK 1996 als Serienauto erschien, machte er nicht nur auf den Straßen Furore, er begründete auch ein neues Marktsegment, das sich seither sprunghaft vergrößerte. Mit dem stählernen Variodach, das den Roadster binnen weniger Sekunden zum wetterfesten Coupé verwandelt, war und ist der Roadster das Vorbild vieler offener Automobile. Mit dem SLK setzte Mercedes-Benz seine Roadster-Tradition fort, die weit zurück reicht. Als direkter Vorfahr darf der 190 SL angesehen werden.
Im April 1994 konnten sich Roadster-Freunde in Turin zum ersten Mal ein Bild davon machen, wie sich Mercedes-Benz einen kompakten Roadster vorstellte. Zwei Jahre später war es dann soweit: Serienstart des neuen SLK mit der internen Baureihenbezeichnung R170. Besondere Aufmerksamkeit weckte das voll versenkbare Variodach aus Stahl, das den SLK zum Ganzjahresauto ohne Wenn und Aber macht. Mittels einer intelligenten Elektrohydraulik verschwand es auf Knopfdruck in lediglich 25 Sekunden komplett im Kofferraum und gab den Himmel frei. Zudem überzeugte der SLK auch durch andere Qualitäten. Beispiel Sicherheit: Zwei feststehende Überrollbügel hinter den Sitzen übernahmen den Überschlagschutz und gewährleisten im Verbund mit den besonders stabilen A-Säulen jenes Höchstmaß an Sicherheit, das auch die offenen Mercedes-Fahrzeuge auszeichnet.
Das sportliche Talent des Mercedes-Benz SLK beflügelten zwei Motorvarianten – ein Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum und 136 PS und ein mechanisch aufgeladener 2,3-Liter-Motor mit ebenfalls vier Zylindern und 193 PS. Im Frühjahr 2000 erhielt auch das Zwei-Liter-Triebwerk einen mechanischen Kompressor und brachte damit 163 PS auf die Hinterachse. Ergänzt wurde das Motorenangebot später noch durch zwei Sechszylinderversionen: den SLK 320 mit 218 PS und den 354 PS starken SLK 32 AMG.
Im Februar 2000 wertete Mercedes-Benz die Ausstattung des Roadsters deutlich auf und übernahm Innovationen wie elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP®) oder das Sechsgang-Schaltgetriebe in die Serienausstattung. Optisch sorgten neue Stoßfänger und Seitenschweller für einen noch dynamischeren Auftritt. Alle Anbauteile und die Türgriffe waren zudem in Wagenfarbe lackiert, sodass sich die Karosserie formal und farblich wie aus einem Guss präsentierte. Neue Heckleuchten, eine Edelstahlblende am Endrohr des Auspuffs und eine lackierte Kühlermaske gaben dem SLK-Design noch mehr Gesicht.
Nach acht Jahren Bauzeit wurde die erste SLK-Generation (R170) im Frühjahr 2004 vom Nachfolger (R171) abgelöst. 17 Jahre später, als Gebrauchtwagen, ist der SLK noch ein Hingucker. Als „kleiner SL“ überzeugt er nach wie vor die Roadster-Käufer. Er ist mittlerweile einigermaßen erschwinglich. Kostete er einst als Basismodell knapp 60.000 Mark, so ist er heute in den bekannten Gebrauchtwagenbörsen im Internet bereits ab rund 2.000 Euro zu finden.
Der SLK trifft auch heute noch den Geschmack der sportlichen Oben-Ohne-Puristen. Er ist komfortabel und dank des Stahlverdecks auch noch wetter- und vandalismusfest. Die Qualität stimmt und als Gebrauchter ist er eine sichere Wahl. Achten sollte man beim Kauf auf den Mechanismus des elektrisch angetriebenen Klappdach, welches sich hinter den beiden Sitzen im Kofferraum verstaut. Das metallene Verdeck des Zweisitzers gilt als langlebig und robust, altert im Vergleich zu den empfindlicheren Stoffverdecken weniger schnell. Geprüft werden sollten in jedem Fall die Gummidichtungen vor allem bei den frühen Baujahren.
Der Mercedes-Benz SLK (R170) bietet die klassischen Vor- und Nachteile eines Roadsters. Er ist kurz und knackig. Parkplatzsuche – kein Problem, auf kurvigen Landstraßen macht er riesig Spaß. Nur viel Gepäck sollte man auf Reisen nicht dabei haben, denn vor allem bei offener Fahrt ist der Kofferraum recht winzig und kaum nutzbar. Vor dem Kauf sollten Großgewachsene Interessenten unbedingt eine ausgiebige Sitzprobe vornehmen – da das Gestühl recht knapp geschnitten ist.
Unterwegs mit dem Roadster kommt stets Freude auf. Bereits Basisversion steht mit 136 PS bereit (SLK 200) und erlaubt ordentliche Fahrleistungen. Wer etwas mehr Kraft will, wählt die zwischen 2000 und 2004 angebotene aufgeladene Version mit 163 PS (SLK 200 Kompressor). Noch zügiger, aber auch deutlich durstiger sind der ebenfalls angebotene 2,3-Liter-Motor im SLK 230 Kompressor mit 193 PS (ab 2000: 197 PS) sowie die beiden seit dem Facelift im Jahr 2000 angebotenen Sechszylinder mit 218 PS (SLK 320) und 354 PS (SLK 32 AMG). Die SLK-Motoren gelten als langlebig, auch Fahrleistungen jenseits der 200.000 Kilometer sind in der Regel kein Problem.
Gut 60.000 D-Mark kostete 1996 ein neuer SLK. In der Basisversion. Zu diesem Preis verließ aber kaum ein Roadster den Hof des Händlers. Die meisten Neuwagenkunden investierten noch einmal kräftig in die Ausstattung – Lederpolster, Klimaanlage, Metallic-Lack, Seitenairbags finden sich in den meisten Gebrauchten SLKs. Bei Modellen ab 2000 ist zudem der Schleuderschutz ESP dann serienmäßig an Bord. Leider haben auch einige SLK-Besitzer sich im Zubehörhandel ausgetobt und den Roadster optisch verunstaltet. In seltenen Fällen passt das zum gemäßigt sportlichen Charakter des SLK. Grundsätzlich sind solche individuellen Umbaumaßnahmen Geschmackssache.
Verarbeitung und Rostschutz liegen beim Mercedes-Benz SLK auf hohem Niveau. Ein insgesamt solides Auto, das lässt schon die für damalige Verhältnisse außerordentlich hohe Karosseriesteifigkeit erkennen. Da knirscht und knackt nichts. Einige Probleme gibt es aber doch. So tritt im Alter häufig Ölverlust an Automatikgetriebe und Differenzial auf – hier lohnt sich vor dem Kauf ein Blick unter das Auto zu werfen. Beim TÜV sind einige durchgebrannte Katalysatoren und korrodierte Auspufftöpfe bekannt. Ein häufig auftretendes Problem ist der Verschleiß an den Querlenkern – diese müssen nach rund 100.000 Kilometern für ein paar hundert Euro ersetzt werden. Ganz allgemein zeigt sich der SLK, selbst welche aus den ersten Baujahren, bei der HU aber von seiner besten Seite.
Mit dem Mercedes-Benz SLK (R170) hat man für das ganze Jahr ein richtiges Spaßauto. Im Sommer kommt oben ohne Freude auf und im Winter schützt das stählernen Variodach. Puristen ist der SLK meist zu komfortabel abgestimmt, aber für die offene Landpartie passt er exakt. Die solide Substanz macht den Kauf zu einem geringen Risiko. Die Preise für gebrauchte SLKs starten bei rund 2.000 Euro. Viele angebotene Gebrauchtwagen sind aber deutlich teurer. Trotzdem ist nun der ideale Zeitpunkt zum Kauf – denn weiter runter gehen die Preise nicht mehr. Übrigens: wem der Mercedes-Benz SLK auch als Gebrauchtwagen noch zu teuer ist, der sollte nach einem Chrysler Crossfire Ausschau halten. Das amerikanische Schwestermodell stammt aus der gemeinsamen Zeit beider Marken und teilt sich fast die komplette Technik mit dem SLK.
Modellchronik: Mercedes-Benz SLK
1994 – Mercedes-Benz zeigt im April auf dem Automobilsalon in Turin kompakten Roadster als Studie, im September folgt eine zweite Studie, diesmal mit Variodach und als edle Manufakturausführung.
1996 – Weltpremiere des SLK (R170) auf dem Automobilsalon in Turin.
2000 – Umfassende Modellpflege für den SLK.
2004 – Weltpremiere der zweiten Generation des SLK (R171) auf dem Genfer Automobilsalon.
2008 – Modellpflege für die zweite Generation des SLK.
2011 – Dritte Generation des SLK (R172).
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Freitag, den 14. Juni 2013 um 00:56 Uhr | 13.938 Besuche
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