2012
Nach mehr als 30 Jahren Bauzeit verabschiedet sich im Sommer die Kurzversion der Mercedes-Benz G-Klasse (W463). Zum bevorstehenden Produktionsende gibt es nun noch mal ein besonders edel ausgestattetes Sondermodell des Geländewagenklassikers.
Zum Abschied feiert Mercedes-Benz den kernigen Zweitürer im letzten Produktionsjahr noch einmal so richtig und schiebt ihn mit der Sonderedition „BA3 Final Edition“ ins Rampenlicht. Selbstverständlich darf der Senior dabei schön einen auf dicke Hose machen. Zum Beispiel mit 18-Zoll-Alufelgen im Fünf-Doppelspeichen-Design, Metalliclackierung und AMG-Kotflügelverbreiterungen in Wagenfarbe. Ebenfalls aus dem AMG-Repertoire stammt der Kühlergrill mit Chromapplikationen. Auf den Trittbrettern und der Reserveradabdeckung prangt ein 3-D-Mercedes-Stern aus Edelstahl. Ebenfalls serienmäßig an Bord sind unter anderem ein elektrisches Schiebe-Hebe-Dach, eine Ultra-Schall-Rückfahrhilfe sowie eine Reifendruckkontrolle.
Im Innenraum bietet die Final Edition klimatisierte Ledersitze, Chrom- und Walnussholz-Zierrat und eine Ambiente-Beleuchtung. In der Armauflage ist eine Komfort-Telefonie-Vorrichtung mit erweiterten Telefonfunktionen untergebracht. Als G 350 BlueTEC kostet die BA3 Final Edition 90.511 Euro. Unter der Haube arbeitet in diesem Fall ein 211 PS starker Sechszylinder-Dieselmotor, der ein Drehmoment von 540 Newtonmeter zur Verfügung stellt. Der G 500 mit 5,5-Liter-V8-Benzinmotor, 388 PS und 530 Newtonmetern kostet 100.685 Euro.
Das vollständige Ende der G-Klasse scheint weiter entfernt als je zuvor. Die Langversion mit vier Türen, auf die der weitaus größte Teil der Verkäufe entfällt, bleibt genau wie das Cabrio weiterhin im Programm. Erst jüngst wurde der Produktionskontrakt bis 2015 verlängert und für die lange G-Klasse das Ausstattungspaket „Edition Select“ aufgelegt. Es beinhaltet unter anderem spezielle Lackfarben, 18-Zoll-Felgen, Ambiente-Beleuchtung und eine High-End-Audioanlage. Kombinierbar ist das 6.735 Euro teure Paket mit allen Motorisierungen. Die Preisliste für den Offroad-Klassiker startet bei 74.970 Euro.
„Die Mercedes-Benz G-Klasse ist seit vielen Jahren weltweit im Einsatz – auch in Krisengebieten. Derzeit fahren 34 Länder den Wagen in ihren Armeen“, so Produktmanager Axel Harries, „der größte Markt ist aber nach wie vor Deutschland mit einem Anteil von 20 Prozent der jährlich über 5000 produzierten Fahrzeuge.“ Mit Marktschwankungen hat ein Klassiker kaum zu kämpfen. Die Verkaufszahlen sind dem Start auf dem US-Markt im Jahre 2001 nahezu unverändert auf einem andauernden Rekordhoch.
Die Mercedes G-Klasse ist kein Schönling, sondern ein echter Naturbursche. An seinem Blechkleid hat sich in den letzten drei Jahrzehnten kaum etwas geändert. Noch immer steht einem die G-Klasse gegenüber wie ein unüberwindliches Bergmassiv. Aerodynamik oder größere Modellpflegen: Fehlanzeige. Aber damit zeigt der Kletterkünstler gerade im unwegsamen Geläuf seine wahren Qualitäten. Kommt problemlos über Stock und Stein.
Das Ende der G-Klasse scheint weiter entfernt als je zuvor. Mindestens noch sechs Jahre wird der Offroader produziert und nimmt Kurs auf den 40sten Jahrestag. Kein Gedanke mehr an die zähen Anfänge Mitte der 70er-Jahre, als die Stuttgarter Geländewagenneulinge zusammen mit Steyr-Puch ein Fahrzeug für Armee- und Forsteinsätze kreierten. 1975 wird die Serienproduktion beschlossen, und der erste Großkunde steht auch schon fest: Der Schah von Persien, damals Großaktionär von Daimler-Benz, ordert 20.000 Fahrzeuge. Die Revolution im Iran macht dem einen Strich durch die Rechnung. Doch Mercedes bekommt neue Aufträge von Polizei und Bundesgrenzschutz sowie dem argentinischen, norwegischen und Schweizer Militär. 1979 werden die ersten Fahrzeuge gebaut. Am manufakturähnlichen Produktionsprozess hat sich bis heute kaum etwas geändert. In einigen Ländern wie Österreich, Schweiz und Jugoslawien wurde die Bergziege bis Anfang 2.000 nicht als Mercedes, sondern als Puch verkauft. Der Ur-G kommt mit 72 bis 150 PS aus und hat einen rustikalen Leiterrahmen-Aufbau. Neben Lang- und Kurzversion, Kombi und Kasten steht auch ein Cabrio mit Flatterdach parat.
Die G-Klasse oder liebevoll auch G-Modell steht für Geländewagen. In seiner Grundform wurde das Fahrzeug seit 1979 kaum verändert. Im Lauf der Jahre wurde die G-Klasse mehreren behutsamen Modellpflegemaßnahmen unterzogen und erhielt immer wieder modernere und leistungsstärkere Benzin- und Dieselmotoren sowie ABS, ESP, 4ETS, Bremsassistent, Airbag und viele weitere technische Neuentwicklungen. AMG bietet einige optisch überarbeitete und leistungsgesteigerte Varianten (seit Mitte 2008 sogar mit 507 PS) an. Der solide Kastenrahmen erlaubt eine große Zahl von individuellen Aufbauten und Modellvarianten. Der Veredler BRABUS bietet außerdem eine 800 PS starke G-Klasse namens Brabus 800 Widestar an, die den auf 6,2 Liter vergrößerten V12-Biturbo aus dem S 600 besitzt.
Bis April 2011 wurden über 210.000 Fahrzeuge verkauft. Ältere, gepflegte Modelle werden heute bereits zu Liebhaberpreisen in der Klassikerszene gehandelt. Seit vielen Jahren wird die G-Klasse ausgezeichnet. Zuletzt wurde die Leserwahl zum „Geländewagen des Jahres 2011“ der Fachzeitschrift „Off Road“ für die Mercedes-Benz G-Klasse zum Doppelerfolg. Die Off Road-Legende sicherte sich den ersten Platz unter den „Luxus-Geländewagen“ und belegte zudem die Spitzenposition in der Kategorie „Klassiker“.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Montag, den 06. Februar 2012 um 22:39 Uhr | 6.809 Besuche
Abgelegt unter G-Modell
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