2019
Extrem breitschultrig, stark beflügelt und sehr brutal – der Mercedes-Benz CLK DTM AMG zählt zu den wohl untypischsten Mercedes-Modellen, die je gebaut wurden. Vor gut 15 Jahren erblickte der Brutalo-Benz das Licht der Welt.
Motorsporterprobte Technik, maßlose Kraft und höchste Exklusivität zeichnen den CLK DTM AMG aus. Die Botschaft des Sportlers war von Anfang an klar: Hier kommt ein reinrassiger Rennwagen für die Straße. Geboren nach einer für die Schwaben äußerst erfolgreichen DTM-Saison im Jahr 2003 (Mercedes-Benz gewann 9 von insgesamt 10 Rennen), ging die Ableitung des DTM-Siegerautos auf Basis des CLK 55 AMG ab 2004 mit rennsport-typischen Genen wie extra-breiten Kotflügeln, einem riesigen Heckspoiler und reichlich Kohlefaser auf die Jagd nach exakt 100 gut betuchten Kunden. Mit Erfolg – Der Straßenrenner war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines enorm hohen Preises von 236.060 Euro.
Damit der Mercedes-Benz CLK DTM AMG seiner aggressiven Optik gerecht werden konnte, wurde ihm der 5,5-Liter große Kompressor-V8 aus dem Mercedes-Benz SL 55 AMG eingepflanzt – selbstverständlich leistungsgesteigert. 582 PS und ein maximales Drehmoment von 800 Nm fielen über die Hinterachse her und machten die DTM-Replika zu einem schier unbändigen Raubtier. Sein V8-Gebrüll entlässt der CLK DTM AMG über eine doppelflutige Abgasanlage mit vier Endrohren in die Umwelt, üppig dimensionierte Semi-Slick-Reifen (255er vorn, 285er hinten) krallen sich breitspurig in den Asphalt. In hitzigen Kurvenfahrten sorgt eine Differenzialsperre für die optimale Kraftverteilung zwischen den beiden Hinterrädern. Dank des Verzichts auf eine Rückbank im Fond und dem großzügigen Einsatz von kohlefaserverstärkten Kunststoffen in Türen und Hauben sowie an den Schalensitzen bringt der muskulöseste aller CLK 1.678 Kilogramm und damit immerhin 20 Kilogramm weniger als die Ausgangsbasis auf die Waage.
Derart gerüstet, fegt der Mercedes-Benz CLK AMG DTM mit bis zu 320 km/h über die Straßen – erst dann weist ein elektronischer Dompteur das Daimler-Alphatier in seine Schranken. Wer das Gaspedal durchdrückt wird in 3,9 Sekunden vom Fleck weg auf 100 km/h katapultiert, Tempo 200 oder der Moment, ab dem der große Heckflügel für 12 kg Abtrieb an der Hinterachse sorgt, ist in weniger als 12 Sekunden erreicht. Anschließend bringen 360 mm große Bremsscheiben und zwölf Kolben an der Vorderachse den DTM-Ableger nach etwas mehr als 130 Metern wieder zum Stehen. Ein 4,7-Sekunden-Manöver, das die Sechspunktgurte in den Schalensitzen für die Insassen unverzichtbar macht.
Trotz seiner respekteinflößenden Fahrleistungen musste sich der CLK AMG DTM aber auch den Ruf als effekthaschenden Poser gefallen lassen. Die Lüftungsgitter in der Kotflügelverbreiterung haben zum Beispiel keine echte Funktion. Sein oben wie unten abgeflachtes Lenkrad ist angesichts der Platzverhältnisse nicht mehr als ein Styling-Gag und die kleinen Knöpfe, die aussehen, als könne der Fahrer damit Funktionen beeinflussen, dienen dem Abrufen der bekannten Bordcomputer-Informationen. Selbst der winzige Schaltknüppel auf der Mittelkonsole, der die Präsenz eines sequenziellen Schaltgetriebes vorgaukelt, stellt nichts anderes als den stark geschrumpften Wählhebel einer konventionellen Wandler-Automatik dar.
Den Abstand zu erbarmungslosen Rennsport-Maschinen wahrte der Mercedes-Benz CLK DTM AMG mit Komfortextras wie der Klimaanlage oder dem Navigationssystem. Ambitionierte Rundenzeitjäger stolpern außerdem über das nicht komplett abschaltbare ESP.
Gebaut wurde die Sonderserie des CLK übrigens nicht bei AMG, sondern bei HWA, der DTM-Rennabteilung von Mercedes-Benz. Einzig der Vertrieb des CLK DTM AMG erfolgte über den Mercedes-Veredler aus Affalterbach.
Nach exakt 100 Exemplaren war dann Schluss mit CLK DTM AMG. Doch um das selbst auferlegte Produktionslimit elegant zu umgehen, legte Mercedes-Benz kurzerhand noch eine offene Version auf. Stoffdach drauf, zwei Sitze hinten rein – fertig war eines der schnellsten viersitzigen Cabriolets der Welt. Zum Preis von 277.820 Euro, also 40.000 Euro teurer als das Coupé.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Sonntag, den 18. August 2019 um 00:05 Uhr | 4.188 Besuche
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