2013
Nun ist der Sommer schon wieder vorbei und es stellt sich vielen die Frage, warum brauch ich denn Winterreifen? „Bei mir schneit es doch eh nicht“, „Ich fahre nur in der Stadt oder meist nur kurze Strecken“ oder „Ich fahre nur Auto, wenn es Plusgrade sind“.
Man sollte aber einiges beachten, eh die Entscheidung getroffen wird, auf Winterreifen zu verzichten: Die Gummimischungen der Sommerreifen sind für den Sommer, also für zweistellige Plusgrade, konzipiert. Bereits bei niedrigen Plusgraden (man spricht von 4 bis 7 Grad) verhärtet der Gummi so stark, dass die Haftung der Reifen spürbar abnimmt – lange Bremswege und ein ständiges Rutschen sind die Folge. Winterreifen hingegen bleiben auch bei Minusgraden weich und verfügen dazu über ein spezielles Profil, das auf Eis, Matsch und Schnee besonders gut greift und für optimale Traktion und Bremswege sorgt.
Wer Winterreifen montiert, sollte dies auf allen vier Rädern tun. Mit unterschiedlicher Bereifung kann der Wagen schon bei mäßig starkem Bremsen ins Schleudern geraten. Von Saison zu Saison sollte man die Reifen achsweise tauschen, um für gleichmäßigen Verschleiß zu sorgen.
Aber auch der beste Reifen nützt nichts, wenn das Profil abgefahren ist. Vor allem bei Schnee, also ungeräumten Straßen, ist ein tiefes Profil notwendig, damit er Reifen richtig „greifen“ kann. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe beträgt auch für Winterreifen 1,6 Millimeter. Empfohlen werden aber aus Sicherheitsgründen mindestens vier Millimeter. Und noch ein Faktor ist relevant – das Reifenalter: Nach spätestens sechs Jahren ist die Gummimischung so hart geworden, dass der „Grip“ bei tiefen Temperaturen stark nachlässt. Also auch, wenn das Profil noch ausreicht, sollte man sich nach spätestens 6 Jahren neue Winterreifen zulegen – eben auch dann, wenn die alten nichtgenutzt einige Jahre ungenutzt in der Garage gelegen haben. Umso wichtiger ist dieser Aspekt, wenn man beim Gebrauchtwagenkauf Winterreifen dazubekommt. Hier ist nicht klar, wie stark die Winterreifen in den letzten Jahren genutzt wurden. Also sollte hier der erste Blick auf das auf der Reifenflanke angebrachte Herstellungsdatum schauen. Außerdem sollte man bereits im Sommer nach Winterreifen Ausschau halten, denn fallen die ersten Schneeflocken, sind die Reifenlager der Händler schnell leergekauft. Am bequemsten ist es eh, wenn man seine Reifen online kaufen und direkt an die Werkstatt, die die Montage vornehmen soll, schicken lassen kann.
Winterreifen im Sommer „abfahren“
Das ein oder andere Sparbrötchen kommt womöglich auf die Idee, seine alten Winterreifen noch eine Saison im Sommer zu fahren. Winterreifen sind, um bei Eis und Schnee den nötigen Grip zu liefern, deutlich anders aufgebaut als die Sommereifen. Vor allem beim trockener Fahrbahn zeigt sich das im direkten Vergleich. Im Bremsverhalten aus Tempo 100 kann – je nach Temperatur – der Anhalteweg um bis zu 16 Meter (also mehr als 3 Fahrzeuglängen) anwachsen. Aber auch beim Handling schneidet der Winterreifen im Sommer klar schlechter ab. Vor allem bei zunehmendem Fahrzeuggewicht (etwa im Urlaub) kommt es zu einer deutlichen Verschlechterung der Fahrzeugstabilität, was sich beispielsweise bei kleinen Lenkbewegungen in langen Kurven oder plötzlichen Ausweichmanövern zeigt.
Die „Winterreifen-Verordnung“
Die seit 4. Dezember 2010 geltende Verordnung bedeutet eine Konkretisierung der bereits seit 2006 bestehenden Rechtslage: Eine ausdrückliche Pflicht zur Winterbereifung gilt nun für diejenigen, die mit Auto bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auf der Fahrbahn“ unterwegs ist – verbindlich übrigens auch für im Ausland zugelassene Kraftfahrzeuge.
Generell gefordert werden Winterreifen auch mit dieser Rechtslage also immer noch nicht. Nur wer bei „Eis, Schneematsch usw.“ mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld – damit ist die bisherige Rechtsunsicherheit aufgehoben. Wer Fahrten bei diesen Zuständen zuverlässig vermeiden kann, kann auch weiterhin im Winter Sommerreifen fahren. Dies hat besondere Bedeutung in traditionell winterarmen Regionen sowie für Besitzer von Zweitwagen oder Young- und Oldtimern – und natürlich für den, der auf öffentliche Verkehrsmittel oder Car-Sharing-Angebote umsteigen kann.
Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Mittwoch, den 16. Oktober 2013 um 10:14 Uhr | 8.034 Besuche
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