2013
Fünfhundertfünfundneunzigtausend Kilometer! Das ist 15 Mal um die Erde, eineinhalb Mal zum Mond oder eben die Gesamtlänge aller Staus auf deutschen Autobahnen im letzten Jahr. Experten des ADAC haben errechnet, dass jeder Deutsche im Schnitt acht Tage im Stau verbringt.
Ursache für die Situation auf deutschen Autobahnen ist die chronische Überlastung. Bereits täglich erleiden neuralgische Stellen einen Infarkt. Nichts geht mehr – Stillstand. Der LKW-Verkehr nimmt von Jahr zu Jahr auf den Autobahnen um rund vier Prozent zu – Tendenz steigend. Der PKW-Verkehr hingegen wächst nur noch moderat. Dennoch wird für die Fernstraßen mehr Platz benötigt um den Verkehr zukünftig zu bewältigen.
Aber daraus wird vorerst nichts, denn die Investitionen für die nächsten Jahre bleiben auf dem Stand von 2003 eingefroren. Genauer betrachtet sind die Ausgaben für Autobahnen und Fernstraßen in den letzten 20 Jahren sogar um ein Viertel gesunken. Das geht aus dem Abschlussbericht der Bund-Länder-Kommission zur „Zukunft der Infrastrukturfinanzierung“ hervor. In dem Bericht heißt es deutlich: „Beim Zustand vieler Autobahnen und Bundesstraßen sei der Warnwert erreicht bzw. überschritten. Es gibt eine gravierende Vernachlässigung bei der Instandhaltung. Der massive Ausfall von Strecken ist vorprogrammiert. Fortschreitender Substanzverkehr und die Störung der Verkehrsabläufe gefährden ernsthaft den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Mobilität aller Bürger.“
Knapp 60 Milliarden Euro zahlen die deutschen Autofahrer jährlich an Steuern und Gebühren. Um das Fernstraßennetz intakt und leistungsfähig zu halten, wären mindestens sieben Milliarden Euro nötig. Jedoch stellt der Bund nur fünf Milliarden bereit. Diese „Unterfinanzierung“ ist täglich spürbar. Im Abschlussbericht der Bund-Länder-Kommission zur „Zukunft der Infrastrukturfinanzierung“ heißt es dazu: „Vertrauensverlust in die Politik. Abzocke, weil der Bund schon seit 2005 auch noch Milliarden aus der LKW-Maut scheffelt, doch hiervon nichts wie versprochen dem Straßenbau zugute kommt.“
ADAC-Präsident Peter Meyer: „Dank der chronischen Unterfinanzierung fährt Deutschland auf der letzten Rille. Die Politik muss endlich ein umfassendes Straßensanierungsprogramm auflegen.“ Auch die deutsche Wirtschaft kann dem Verfall und der schwindenden Leistungsfähigkeit des Fernstraßennetzes nicht länger wortlos zusehen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHT) Hans Heinrich Driftmann schrieb vor kurzem einen Brief an die Bundeskanzlerin. Hauptforderung: Beseitigung von Engpässen, also Ausbau und Erhalt des Fernstraßennetzes an erster Stelle und Neubauprojekte erst an zweiter Stelle.
Bei den Verkehrsinvestitionen ist Deutschland laut OECD mittlerweile Schlusslicht. In der kommenden Legislaturperiode will die Bundesregierung nun weitere 1,5 Milliarden Euro zusätzlich locker machen. Das wird jedoch nichts daran ändern, dass der Stau auf Jahre täglicher Begleiter aller Autofahrer bleiben wird.
Derzeit haben die Autofahrer keine Wahl. Gute Vorbereitung ist die einzige Möglichkeit, der stehenden Blechlawine auszuweichen. Hilfreich sind Radio-Staumeldungen, intelligente Navis oder Smartphone-Apps. Der ADAC empfiehlt zum Beispiel in den Ferien das sogenannte „Antizyklische Fahren“ – wenn´s geht nicht an den Hauptreisetagen Freitag und Samstag starten, nicht zu Zeiten des Berufsverkehrs fahren und bei der Reisplanung bereits Alternativrouten vorzubereiten.
Steht man trotz guter Vorbereitung im Stau, dann hier noch wichtige Tipps: bei Annäherung an einen Stau – Warnblinkanlage einschalten, damit der nachfolgende Verkehr gewarnt wird. Am entsprechenden Fahrbahnrand zum Stillstand kommen und bereits eine Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge bilden (auf zweispurigen Autobahnen in der Mitte, auf drei- und mehrspurigen Strecken zwischen der äußerst linken und der benachbarten Spur). Wenn nicht´s mehr geht: Motor aus, aber im Wagen bleiben. Aussteigen und Umherlaufen ist gesetzlich untersagt. Nicht vergessen: der Standstreifen ist keine Fahrspur!
Fotos: Daimler AG, Homepage www.adac.de
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Mittwoch, den 24. April 2013 um 13:08 Uhr | 4.510 Besuche
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