2012
Die Benzinpreise in Deutschland haben neue Rekordwerte erreicht. Seit dem vergangenem Wochenende steigen die Preise steil nach oben. Ein Liter Superbenzin kostete im Durchschnitt bei den Markentankstellen bis zu 1,76 Euro. Das allgemein unbeliebte Ökobenzin E10 kostete durchschnittlich 1,72 Euro pro Liter. Auch der Preis für einen Liter Diesel bewegt sich auf einem Höchstniveau bei 1,56 Euro. An angeblich unabhängigen freien Tankstellen lagen die Preise auf gleichem Niveau.
Kraftstoffe verteuerten sich laut Statistischem Bundesamt um 33,1 Prozent. Begründet wird dies wie gewohnt mit den gestiegenen Beschaffungskosten. Die hohen Nebenkosten die der Staat beansprucht (bei einem Literpreis von 1,70 Euro kassiert der Staat 54 Prozent) werden nicht erwähnt. Die für den europäischen Markt maßgebliche Ölsorte Brent kostet derzeit mit knapp 92 Euro pro Fass Öl fast so viel wie zum Rekordhoch im März. Allgemein werden die hohen Preise auch durch den gestiegenen Verbrauch sogenannter Schwellenländer begründet. Dadurch werde das Erdöl noch knapper und die Produktion käme nicht so schnell hinterher. Nicht zu vergessen sind ja auch die Spannungen im Nahen Osten – das treibt die Preise weiter nach oben. Und dann zum Schluss: der Dollar. Der hat auch noch im Vergleich zum Euro deutlich an Wert gewonnen und macht Öl auch noch teurer.
Derzeit an die Tankstelle zu fahren ist ein Alptraum! Alle die täglich mit dem Auto unterwegs sind zahlen sich auf gut deutsch dumm und dämlich. Aber auch der Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs bleibt nicht verschont. Steigende Ticketpreise oder auch die Verteuerung von Lebensmitteln im Supermarkt sind eine Folge der steigenden Benzinpreise. Am Ende zahlen wir alle und neben dem Staat hauen sich die Ölkonzerne und Spekulanten die Taschen voll. Gibt es Alternativen? Vielleicht Biosprit, mehr öffentlicher Nahverkehr oder nur noch Elektroautos?
Alternative E10? Aktuell beträgt die Differenz zum Superbenzin gerade einmal vier Cent. Die Verträglichkeit für die Autos ist wie E10 selbst nach wie vor umstritten. Global betrachtet ist das Ökobenzin keine Alternative, den zu klären bleibt: Was in den Tank oder was auf dem Teller? Eine Frage für Diskussionen. Zur Info: Derzeit werden bereits neun Prozent der weltweiten Ackerflächen für den Anbau von Energiepflanzen (Getreide und Mais) für die Ethanolherstellung genutzt. Allein in den USA wird bereits ein Drittel der gesamten Maisproduktion für die Herstellung von Biosprit genutzt. Grundsätzlich schlägt sich der Trend, immer mehr Flächen auf den Anbau von Energiepflanzen zu verwenden, auf die Lebensmittelpreise durch – sie werden teurer.
Alternative Öffentlicher Nahverkehr? Der funktioniert nur in Großstädten recht gut. Sobald man aber in einem Vorort wohnt, ist der ÖPNV keine Alternative mehr. Im Idealfall fährt der Bus hier dreimal am Tag. Kleines Gedankenspiel: Berlin. Das Auto lassen alle stehen. Alle nutzen nur einen Tag intensiv den ÖPNV. Was passiert?
Alternative Bahn? Wer zeitlich flexibel ist und einen Bahnhof in der Nähe, für den ist der Zug vielleicht eine Alternative zum Auto. Vorausgesetzt, die Zuge fahren, funktionieren und kommen auch an. Preislich ist die Bahn nach wie vor keine Alternative zum Auto.
Ist vielleicht das Elektroauto eine Alternative? Höhere Anschaffungskosten, zeitintensive Ladezeiten, kleiner Aktionsradius sind einzuplanen. Der Strom für das Elektroauto kommt zwar aus der Steckdose – billiger wird´s dadurch aber auch nicht! Laut Statistischem Bundesamt sind die Stromkosten seit 2005 bis zum Juli diesen Jahres um 43,8 Prozent gestiegen. Im nächsten Jahr wird Strom nochmal teurer, dann steigt die Umlage für den Ökostrom von 3,6 Cent pro Kilowattstunde auf mehr als fünf Cent. Und für alle die es erfolgreich verdrängt haben nochmal zur Erinnerung: ein Elektroauto produziert auch Abgase! Zwar nicht aus dem fehlenden Auspuff sondern aus dem Schornstein eines Kraftwerkes. Somit verlagert das Elektroauto nur die Emissionen.
Eine Lösung des Problems steigende Benzinpreise ist irgendwie nicht in Sicht. Spontane Ideen wie eine Anhebung der Entfernungspauschale scheinen auch nicht gerade sinnvoll. Der Bund der Steuerzahler fordert das gerade wieder, verrät aber nicht wie das finanziert werden soll. Vielleicht über eine Erhöhung der Benzinpreise? Noch zahlen wir Autofahrer den geforderten Betrag an der Tankstelle, obwohl die Preis-Schmerzgrenze bereits erreicht ist. Die Frage am Ende: wie lange können wir uns das noch leisten?
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Mittwoch, den 22. August 2012 um 10:49 Uhr | 5.230 Besuche
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