2010
Es gab Zeiten, da waren die Formen der Fahrzeuge ganz klar und eindeutig definiert. Es gab Limousinen, Kombis, Coupés und Cabriolets. Ganz einfach.
Eine Limousine hat vier Türen und ein Stufenheck. Der Kombi hat auch vier Türen und eine große Heckklappe. Man kann auch sagen ein Kombi ist ein Fünftürer. Das Coupé hat nur zwei Türen und sieht der Limousine meistens ähnlich. Das Cabriolet hat auch zwei Türen und statt des Stahldaches ein Stoffverdeck. Wenn das Cabrio nur zwei Sitze hat, nennt man es auch Roadster. Bis hier ist alles klar.
Irgendwann wurden die Karosserieformen verändert und neue kreiert. Aus den Kombis wurden zum Beispiel die Minivans.
Will man einen Kombi richtig schick machen, wird er hinten nicht eckig, sondern man schrägt sein Heck einfach an. Das nennt man dann Fließheck. Optisch zählt also der Audi A7 zu dieser Fahrzeuggattung. Auch wenn er sich neumodisch Sportback nennt, bleibt er ein stinknormales Fließheck. So wie Modelle des Ford Mondeo, des Opel Vectra und des Mazda 6.
Der Mercedes-Benz CLS ist ein Coupé. Mit der klassischen Karosserieform eines Coupés hat der CLS statt zwei aber vier Türen. Der CLS ist eine Coupé-Limousine. Im Herbst 2003 stellte Mercedes-Benz die Designstudie Vision CLS vor. Ein knappes Jahr später wurde aus dem Vision CLS der elegante Mercedes-Benz CLS. Das neue Segment der Coupé-Limousine war geboren. Seit sechs Jahren gibt es also nun diese neue Fahrzeugkategorie. Wenn man sich weit aus dem Fenster lehnt, kann man noch den VW Passat CC zu dieser Fahrzeugkategorie dazu zählen. Aber ganz sicher nicht den A7 Sportback.
Die Zeitschrift Auto Motor und Sport hat sich in Ihrer Ausgabe Nummer 24 vom 4. November 2010 den Mercedes-Benz CLS 350 CDI Blue Efficiency und den Audi A7 Sportback 3.0 TDI Quattro zum Vergleichstest geschnappt und versucht die Frage zu klären: „Welche Coupé-Limousine flirtet erfolgreicher mit der Luxusklasse?“
Der federführende Redakteur ist der Meinung, dass allein wegen der ungeraden Zahl die Besonderheit des A7 unterstrichen wird und diese zeigt, dass er zur Coupé-Fraktion gehört. (Was für eine Logik!) „Der Sportback stehe für einen wohlproportionierten Viertürer mit fliehender Dachlinie und geschickt kaschiertem Nutzwert in Form eines Fließhecks.“ Na welche bahnbrechende Erkenntnis! Da hat Herr Redakteur gleich zu Beginn seines Vergleichstestes festgestellt, dass er hier etwas vergleichen will, was nicht wirklich zu vergleichen ist.
Die Behauptung, der A7 sehe elegant aus, liegt im Auge des Betrachters. Vergleicht man Äpfel mit Birnen, dann macht Letztere auch eine bessere Figur. Aber bitte sehr, wie war denn der „Vergleichstest“?
Bei den technischen Daten und Messwerten liegen der Mercedes-Benz CLS 350 CDI Blue Efficiency und der Audi A7 Sportback 3.0 TDI Quattro dicht beieinander. Beide haben V6-Diesel-Aggregate. Der Audi fährt mit Allradantrieb (245 PS) und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Der CLS bringt seine 265 PS über die Hinterachse auf die Straße und schaltet mit einer Siebengangautomatik. Der CLS ist sparsamer (8,7 Liter) als der Ingolstädter (8,9 Liter). Dennoch hat der Audi eine Reichweite von 730 Kilometer, der CLS erreicht mit einer Tankfüllung 678 Kilometer. Das kann daran liegen, dass der Mercedes nur einen 59 Liter Tank hat, hingegen der Audi einen 65 Liter Vorrat transportieren kann.
Das der A7 dank der großen Heckklappe geräumiger ist (1.390 Liter Gepäckraum) als der CLS (520 Liter), überrascht wenig. Transportkapazität ist bei diesem Vergleich eher nebensächlich. Uneingeschränkt reisetauglich ist der CLS dennoch.
Bei der Technik hat der Mercedes-Benz CLS den Vorsprung. Elektromechanische Lenkung, Siebengangautomatikgetriebe 7G-TRONIC mit minimalen Schaltzeiten, ein Start-Stopp-System. Auch beim Thema Sicherheit überzeugt der CLS. Müdigkeitswarner ATTENTION ASSIST und das Insassenschutzsystem PRE-SAFE sind serienmäßig an Bord. Nach 34,4 Metern kommt der Mercedes aus Tempo 100 zum stehen. Der Audi erst einen Meter später.
Im Innenraum erwartet sowohl den CLS-Fahrer als auch den Audi-Piloten eine stilsichere Noblesse. Sämtliche Zierelemente sind von ausgesuchter Qualität und fein säuberlich eingepasst. Bei Beiden haben die Fondplätze Séparée-Charakter. Die erstrebenswerten Plätze sind aber vorne. Hier findet sich im CLS ein eleganter und bedienungsfreundlicher Fahrerplatz mit einer sportlichen Sitzposition. Der A7-Innenraum ist frei von Kreativität. Es gibt zwar keine Überraschungen, aber die Gleichheit mit anderen Audi-Modellen ist offensichtlich.
Der Mercedes-Benz CLS ist eine Klasse für sich. Er gewinnt diesen „Vergleichstest“, denn er bringt Komfort und Sportlichkeit besser in Einklang. Trotz des geringeren Nutzwertes überzeugt der CLS mit seiner enorm standfesten Bremsanlage, der besseren Sicherheitsausstattung, dem sanft schaltendem Getriebe und dem kolossalem Turbo-Triebwerk. Zudem hat er ein geringeres Leergewicht und mehr Zuladung (1.828 / 472) als der Audi.
Der A7 (64.550 €) ist ausstattungsbereinigt kaum günstiger als der CLS (67.270 €). Er verliert diesen „Vergleichstest“ beim Sicherheitskapitel, wegen des hohen Leergewicht (1.949 Kilogramm) und der geringeren Zuladung (371 Kilogramm).
Der Auto Motor und Sport-Redakteur stellt abschließend fest, dass beide Fahrzeuge aufreizend mit der Luxus-Liga flirten und den Oberklasse-Komfort ausgesprochen sportlich zelebrieren. Eine elegante Antwort auf die zu Beginn seines Berichtes gestellte Frage. Eine kleine Fahrzeugkarosseriekundestunde ist dem Redakteur trotzdem zu empfehlen.
Den kompletten „Vergleichstest“ können Sie nachlesen in der Auto Motor und Sport Nummer 24 vom 4. November 2010.
Fotos: Daimler AG*
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Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Dienstag, den 09. November 2010 um 17:20 Uhr | 7.788 Besuche
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