2018
Die erste Mercedes-Benz C-Klasse dieses Jahrtausends war in Sachen Qualität kein sonderlich hell glänzender Stern. Der zwischen 2007 und 2014 angebotene Nachfolger der Baureihe 203 macht alles besser. Das Mittelklassemodell nahm die Markenwerte wieder ernst und zeigte sich als echter Dauerläufer. Rost ist auch kein Problem und der Innenraum ist auf Premiumniveau. Aber ganz perfekt sind W204 und S204 dann am Ende doch nicht.
Wer einen schicken Innenraum will, muss E-Klasse fahren – das schien lange das vermeintliche Credo der Mercedes-Designabteilung zu sein. Die dritte C-Klasse-Generation demokratisierte edles Ambiente dann langsam. Schon vor der Modellpflege 2011 stimmt die Verarbeitungsqualität, danach wurde dann auch an Materialien und Gestaltung gefeilt, so dass man auch den Vergleich mit Modellen aus München oder Ingolstadt nicht mehr scheuen muss. Insgesamt ist die Cockpit-Qualität sehr gut: Wer bei einem Gebrauchtwagen mehr als ganz leichte Abnutzungserscheinungen wahrnimmt, sollte bei niedrigen Laufleistungsangaben auf jeden Fall stutzig werden. Kaufinteressenten haben die Wahl zwischen drei Karosserieversionen, von denen T-Modell (S204) und Limousine (W204) die gängigsten sind. Zwischen 2011 und 2015 gab es außerdem ein Coupé (C204), das wieder klassischer auftritt als die CLC genannte Zweitürer-Variante beim Vorgänger.
Das Antriebs-Angebot bei der Mercedes-Benz C-Klasse ist umfangreich und imposant. Sechszylinder, Achtzylinder, Allradantrieb – alles dabei. Das Gute daran: Schon der über die Laufzeit in unterschiedlichen Varianten angebotene, 156 PS starke 1,6-Liter-Einstiegsbenziner C 180 macht seine Sache gut und reicht im Alltag vollkommen aus. Wie alle Vierzylinderbenziner gibt es ihn nur mit Hinterradantrieb. Beim Getriebe sind neben der Standard-Handschaltung unterschiedliche Automatikausführungen zu haben. Die mit sieben Gängen sind denen mit fünf dabei deutlich vorzuziehen.
Der Einstiegs-Diesel C 180 CDI muss mit 120 PS auskommen und eignet sich somit vor allem für das Sparen im Stadtverkehr. Wer auch mal längere Autobahnetappen plant, sollte lieber zum nicht durstigeren C 200 mit 136 PS greifen. Am oberen Ende des Motorenbandes findet sich der 517 PS starke V8 aus dem C 63 AMG Coupé Black Series. Zwischen den beiden Polen dürfte für fast jeden Anspruch das Richtige zu finden sein. Allradtechnik gibt es bei den Benzinern ab 231 PS (C 280), bei den Dieseln schon ab 204 PS (C 250 CDI).
Wie bei allen deutschen Premiumautos ist auch bei der Mercedes-Benz C-Klasse die Basisausstattung eher schmal und die Aufpreisliste lang. Immerhin ist mit neun Airbags auch in der günstigsten Ausführung für ein überdurchschnittliches Sicherheitsniveau gesorgt. Moderne Assistenten gab es vor allem im Paket. Daneben ließ sich der Neuwagen mit allem ausstatten, was seinerzeit gut und teuer war – von Sport-Schmankerln wie der Parameterlenkung bis zum Multikontursitz für komfortorientierte Fahrer. Wichtig: Wer viel reist, sollte darauf achten, dass der Erstbesitzer für kleines Geld den großen 66-Liter-Tank geordert hat. Serienmäßig gibt es nur 59 Liter – ein bewährter Mercedes-Trick, um das Fahrzeuggewicht und damit den Kraftstoffverbrauch bei der Labormessung zur Typgenehmigung zu drücken.
Der TÜV attestiert der Baureihe W204 „extreme Mängelarmut und Rostresistenz“. Das war bei der C-Klasse leider nicht immer so, wie ein Blick auf den qualitativ mäßigen Vorgänger beweist. In Stuttgart hat man aber gelernt und machte fast alles besser. Ein paar Schwächen gibt es aber noch, etwa verschlissene Achsaufhängungen, gebrochene Federn und korrodierte Bremsleitungen. Vor allem bei Kilometerfressern wie Dienstwagen oder Taxis. Bei Automatikmodellen sollten Kaufinteressenten die Fußfeststellbremse prüfen. Wurde diese von den Vorbesitzern oft nicht genutzt, kann sie schon mal etwas einrosten.
Insgesamt schneidet die C-Klasse im Vergleich zur Konkurrenz aber in jedem Kapitel des TÜV-Reports hervorragend ab. Die C-Klasse ist ein Mercedes-Benz wie er nach dem Selbstverständnis der Marke sein sollte, hochwertig und langlebig. Das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist groß, vor allem Diesel sind in großer Zahl zu finden (Euro 4 und Euro 5). Ein Schnäppchen ist die dritte C-Klasse aber trotzdem nicht. Unter 6.500 Euro ist kaum etwas zu machen.
Fotos: Daimler AG*
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Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Samstag, den 07. April 2018 um 00:05 Uhr | 5.852 Besuche
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