2016
Hacker sind immer häufiger fähig, Autos virtuell zu kidnappen und so in Gefahr zu bringen. Magna will das verhindern und hat sich dazu einen Partner aus dem Militärbereich gesucht.
Der Autozulieferer Magna hat sich zusammen mit der Allianz-Versicherung an dem israelischen Start-Up Argus Cyber Security beteiligt – und will unsere Autos künftig mit einer Art Firewall gegen Datendiebe und Hacker ausstatten. „Die Hersteller müssen da jetzt handeln“, meint Anton Mayer, Entwicklungschef beim zweitgrößten Zulieferer der Welt.
Im vergangenen Jahr hat zum Beispiel ein Hersteller in den USA 1,4 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen, weil einige Modelle via Entertainment-System plötzlich ferngesteuert werden konnten – sogar eine absolut sicherheitsrelevante Funktion wie die Bremse war betroffen. „So etwas wäre bei deutschen Herstellern aber nicht möglich“, sagt Andreas Koppe, Software-Experte bei Magna. Deutsche Hersteller verwenden stets zwei voneinander unabhängige Bordsysteme. Eines für Unterhaltungs- oder Kommunikations-Funktionen – und abgeschottet ein zweites für Brems-, Lenkungs-, oder Assistenzsysteme.
„Aber auch das biete keine hundertprozentige Sicherheit“, so Koppe. „Vernetzte Fahrzeuge sind eben auch verwundbare Fahrzeuge.“ Die israelische Beteiligung ermöglicht darum ähnlich wie Sicherheits-Programme a la Kaspersky oder Avira ein Schutzprogramm, das die Angriffe von außen verhindern und Datendiebe aufhalten soll.
Koppe sagt aber auch, dass prinzipiell am Vernetzen kein Weg vorbei geht: „Der Verkehr wird immer dichter – und zugleich wollen wir weniger Staus und sichereres Reisen – das lässt sich nur bewerkstelligen, wenn Autos mit Ampeln, Gebäuden, anderen Fahrzeugen und Cloud-Informationen kommunizieren.“ Millionen Menschen nutzen das zum Beispiel bei Online-Navigation über ihr Smartphone bereits.
Noch besser werden die Systeme aber gerade dann, wenn sie Infos aus dem Fahrzeuginneren bekommen. Wann bremst der Fahrer? Wie sieht die Beschleunigung oder Traktion aus? Dadurch können Verkehrsvorhersagen für alle Teilnehmer abgeleitet werden – und auch die Lenker selbst können etwa sparsamer fahren, wenn die Schaltung schon weiß, dass nach 300 Metern hinter einer Kurve eine rote Ampel kommt. Denn dann kann das Fahrzeug sachte herunterschalten oder emissionsfrei segeln.
„Darum muss es auch einen Datenaustausch zwischen sicherheitsrelevanten Systemen an Bord und dem Internet geben“, sagt Koppe. Und da setzen die Sicherheitsdienstleister an. Sie überwachen ständig den Datenverkehr – und sorgen zum Beispiel dafür, dass Viren aus einer App auf einem Android-Handy es nicht in die Tiefen des Motormanagements schaffen. Dazu stoppen sie den Datenverkehr der Car-Hacker, isolieren eventuell Viren oder Trojaner und melden Sicherheitsprobleme an den Hersteller. Der kann dann das System schnellstmöglich wieder updaten.
Und das bald immer öfter „Over the Air“ – wie beim Smartphone. „Das Update der Software wird in Zukunft gleich über die Hersteller-Cloud gehen“, so Koppe. „Denn es spart dem Kunden einen lästigen Werkstattbesuch, dem Hersteller teure Arbeits- und Materialstunden – und bringt die Möglichkeit, sich neue Funktionen etwa beim Assistenzsystem nachträglich auf das Auto zu laden. Ein Service-Vorteil, den die Menschen schätzen werden – aber den die Autohersteller noch nicht so nutzen wie möglich“.
Ab 2015, wenn der e-Call-Knopf Pflicht – und „always online“ für alle Fahrer zum Standard für Neuwagen wird, sollten Datendiebe oder Car-Hacker keine Chance mehr haben.
Foto: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Montag, den 04. Juli 2016 um 00:05 Uhr | 3.811 Besuche
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