2016
Moderne Assistenzsysteme im Auto – dem Puristen am Steuer pfuschen sie ins Handwerk. Andere Autofahrer schätzen den Komfort und das Sicherheitsplus. Experten verschiedener Automobil-Clubs begrüßen sie, üben aber auch Kritik.
Autofahrer bekommen immer mehr technische Unterstützung: Nach Anti-Blockier-System (ABS), Schleuderschutz ESP und Reifendruckkontrolle wird in Neuwagen bald auch der automatische Notruf E-Call zum Standard gehören. Darüber hinaus gibt es viele weitere wählbare Assistenzsysteme.
Bei vielen Assistenzsystemen kann der Käufer selbst entscheiden, ob er einen Totwinkel-Warner braucht oder ob ihm ein Lichtassistent einen Aufpreis wert ist. Constantin Hack vom ACE Auto Club Europe in Stuttgart sagt: „Nach dem Gurt, crashsicheren Strukturen und Airbags gibt es nichts Wichtigeres als Assistenzsysteme. Wenn sie wirken, kommt es gar nicht erst zum Unfall.“
Überblick über aktuell verfügbare Assistenzsysteme im Auto:
Konnten Tempomaten früher nur die Geschwindigkeit halten, sind sie inzwischen flexibel geworden. Moderne Systeme wie der Adaptive Tempomat mit Notbremsung beziehen ein, wie schnell der Vordermann unterwegs ist. Weil das Auto so im Verkehr „mitschwimmt“, habe das System zudem einen Spritspareffekt. Neueste Systeme koppeln ihre Abstandsregelung mit Kollisionswarnungen und Notbremsassistenten. Moderne Notbremsassistenten können sogar bis 50 km/h auf ein stehendes Auto noch eine Kollision verhindern.
Früher musste der Fahrer dem toten Winkel zwischen dem indirekten Bild im Spiegel und der direkten optischen Wahrnehmung mit einem Schulterblick begegnen. Heute leuchtet dank dem Totwinkelassistent ein Lämpchen im Spiegel oder im Spiegelgehäuse auf, wenn ein Auto auf der Nebenspur naht. Immer dann, wenn der Blinker gesetzt wird, auf der Fahrspur nebenan aber ein Auto naht oder bereits im toten Winkel ist, blinkt das Lämpchen. Oft ist die optische Warnung an einen Signalton gekoppelt. Da manche Systeme aber erst ab 60 km/h richtig funktionierten, bleibe das System im Stadtverkehr noch hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Beim Spurhalteassistent gibt es graduelle Unterschiede. Manche Lösungen warnen den Fahrer durch ein vibrierendes Lenkrad, andere setzen zusätzlich einen Signalton ein. Nach Einschätzung Experten wird mit seiner Hilfe so mancher „Ausflug in den Graben“ verhindert. „Auch Frontalunfälle können vermindert werden. Voraussetzung ist aber, dass die Kameras die Straßenmarkierungen verlässlich erkennen. Und die müssen dafür gut genug sein, was nicht immer der Fall ist.
Um Funktionen im Auto für den Fahrer handhabbar zu machen, für die er die Hand vom Steuer nehmen und sich in Menüs des Infotainmentsystems vertiefen müsste, kann er auch in ein Mikrofon sprechen und die Sprachsteuerung nutzen. Nur funktioniert das bei manchem Hersteller noch nicht so recht. Die Systeme der Sprachsteuerung müssen zukünftig intuitiver werden, so die Einschätzung von Experten.
Noch in den Kinderschuhen steckt das System Müdigkeitserkennung. Es arbeite oft noch nicht sehr zuverlässig und dürfe bislang nur als sinnvolle Ergänzung zu Kollisions- und Spurverlassenswarnung gesehen werden. Zudem besteht eine Gefahr, die prinzipiell auch für andere Assistenten gilt: Autofahrer neigen dazu, voll auf den Helfer im Hintergrund zu setzen.
Auf- und Abblenden – das war früher einmal, zumindest für Autofahrer, die über spezielle Sensoren im Auto verfügen. Fernlichtassistenten sind nach Einschätzung der Experten ebenfalls ein Sicherheitsplus. Das liegt zum einen daran, dass sie meist an Xenonlicht statt Halogenlicht gekoppelt sind, und das bringt eine deutlich bessere Ausleuchtung der Straße und arbeitet oft ohne irritierendes Streulicht.
Die Verkehrszeichenerkennung ist hilfreich, aber nicht immer verlässlich. Das ist das grundlegende Ergebnis, das Untersuchungen der Verkehrszeichenerkennung immer wieder attestieren. Immerhin hilft es, Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, was viele Autofahrer als angenehm empfinden. Aber Achtung: Wird man geblitzt, kann man sich nicht darauf berufen, die Verkehrszeichenerkennung habe nicht funktioniert. Der Fahrer bleibt allein verantwortlich.
Foto: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Samstag, den 16. Januar 2016 um 00:05 Uhr | 6.005 Besuche
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