2014
Im Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland einem Medienbericht zufolge ein Importverbot für westliche Autos. Ein entsprechender Vorschlag sei dem Kremlchef Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Moskauer Zeitung Wedomosti am vergangenen Montag unter Berufung auf Regierungsvertreter. Eine Anweisung des Kremls, neue Sanktionen auszuarbeiten, gebe es aber noch nicht.
Die deutsche Automobilbranche hielt sich mit Stellungnahmen bisher zurück. Für sie war Russland in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wachstumsmarkt geworden. Schon vor dem sogenannten Ukraine-Konflikt hatte der Absatz aber zu schwächeln begonnen, was die Branche auf die lahmende Konjunktur und den schwachen Rubel zurückführt.
Ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim sagte auf Nachfrage zum möglichen Importstopp für westliche Autos: „Wir behalten die Situation in Russland genau im Auge. Der russische Markt laufe seit Monaten schlecht. Wir sind aber nach wie vor von den Wachstumsaussichten des russischen Marktes überzeugt.“ Auch Mercedes-Benz spürt in Russland erste Rückschläge. „Die russische Wirtschaft war schon vor der Krise in einer schwierigen Phase und ist jetzt weiter beeinträchtigt“, erklärte eine Sprecherin in Stuttgart. „Das wirkt sich auf den russischen Pkw-Markt aus und damit auch auf Daimler. Im ersten Halbjahr haben wir noch 20 Prozent Plus im Russland-Geschäft gemacht, jetzt geht das Momentum nach unten.“ Konkrete Zahlen nannte sie nicht. Daimler gehe für das Gesamtjahr im Pkw-Bereich aber noch von einem positiven Abschluss aus.
Im vergangenen Jahr wurden in Russland 2,78 Millionen neue Autos verkauft, das waren 5,5 Prozent weniger als 2012. Von Januar bis Juni dieses Jahres schrumpfte der Markt um 9,9 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2013. Die Ukraine-Krise verschärfe die Probleme, hieß es allgemein in der Branche. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie trug 2013 mit 585.000 jeder fünfte Neuwagen in Russland das Markenzeichen eines deutschen Herstellers. Etwa ein Viertel dieser Fahrzeuge wurde in Deutschland produziert. Einige Autobauer – wie VW und BMW – haben schon Werke in Russland. Volkswagen hält derzeit noch daran fest, bis Ende 2018 weitere 1,2 Milliarden Euro in dem Land zu investieren. „Wir beobachten die Lage in Russland sehr aufmerksam“, erklärte ein VW-Sprecher.
Russland hatte Anfang August auf Strafmaßnahmen der EU und USA mit einem Importstopp für Lebensmittel aus der EU, den USA, Norwegen, Kanada und Australien reagiert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte damals: „Eine Ausweitung sei möglich. Auch ein Überflugverbot für westliche Fluggesellschaften ist im Gespräch.“ Der Zeitung Wedomosti zufolge wäre auch ein vollständiger oder teilweiser Importstopp für westliche Fahrzeuge denkbar. In Russland produzierte Autos sollen demnach aber nicht betroffen sein. Ein Einfuhrverbot könnte die Nachfrage nach heimischen Marken steigern. Schon im Juli hatte die Regierung den Kauf ausländischer Dienstwagen erheblich eingeschränkt.
Foto: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Dienstag, den 26. August 2014 um 00:15 Uhr | 9.428 Besuche
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