2013
Beim Pebble Beach Concours d’Élégance am 18. August 2013 ist Mercedes-Benz Classic mit einem Benz „Prinz-Heinrich“ aus dem Jahr 1910 vertreten. Das von Mercedes-Benz Classic restaurierte Fahrzeug gilt als einer der ersten echten Sportwagen überhaupt. Ein weiteres Exponat wird ein Benz 24/40 PS Landaulet aus dem Jahr 1907 sein, ein Vertreter der langen Oberklasse- und Luxusklasse-Tradition von Mercedes-Benz.
Der Pebble Beach Concours d’Élégance im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien findet traditionell am dritten Sonntag im August statt. Die Klassik-Veranstaltung am 18. Grün des Golfplatzes „Pebble Beach Golf Links“ zählt weltweit zu den renommiertesten Treffen historischer Automobile. Der Concours d’Élégance markiert den Höhepunkt eines Wochenendes, das vollständig im Zeichen eleganter, feiner und herausragender Automobile steht. Für Liebhaber, Experten und Sammler klassischer Fahrzeuge sind beispielsweise die exklusiven Auktionen Pflichttermine im Kalender.
Die Marke Mercedes-Benz und die hochkarätige Veranstaltung unter der kalifornischen Sonne verbindet eine erfolgreiche Tradition: Zur langen Liste der Auszeichnungen zählen seit 1950 mehrere Gesamtsiege mit dem Titel „Best of Show“ sowie mehr als 120 Klassensiege und Spezialpreise. Auch im vergangenen Jahr erhielt ein Mercedes-Benz den begehrten Titel „Best of Show“: ein Mercedes-Benz Typ S mit Saoutchik-Karosserie. Das von dem französischen Karossier Jacques Saoutchik entworfene Fahrzeug wurde im Jahr 1928 ausgeliefert. Der Typ S mit einer „Torpedo“-Karosserie inklusive flacher Windschutzscheibe gefiel den Preisrichtern so gut, dass sie es zum schönsten Fahrzeug des Wettbewerbs kürten.
In diesem Jahr bringt Mercedes-Benz Classic einen Vertreter der ganz frühen Rennsport-Epoche mit in die USA: einen Benz „Prinz-Heinrich“ aus dem Jahr 1910, den Mercedes-Benz Classic originalgetreu und mit dem Anspruch höchster Authentizität restauriert hat. Das mehr als 100 Jahre alte Fahrzeug ist ein faszinierender Zeitzeuge der Motorsport-Innovationen in den frühen 1900er-Jahren. In Sachen Technik vereint dieser Benz alles, was damals Hightech im Automobilbau war und heute noch ist, unter anderem Doppelzündung und Vierventiltechnik.
Damals war die Prinz-Heinrich-Fahrt, benannt nach dem Bruder des deutschen Kaisers, eines der bedeutendsten Automobilrennen in Europa. Der Kaiserliche Automobil-Club richtete die Veranstaltung in den Jahren 1908 bis 1910 aus, zugelassen waren ausschließlich viersitzige Fahrzeuge mit Straßenzulassung, keine Rennwagen.
Für die Fahrt des Jahres 1910, die damals vom 2. bis 8. Juni mit 1.945 Kilometer Gesamtstreckenlänge von Berlin über Braunschweig, Kassel, Nürnberg, Stuttgart, Straßburg und Metz ins hessische Homburg vor der Höhe führte, entstanden bei Benz zehn vollkommen neu konstruierte Spezial-Tourenwagen. Vier davon hatten einen Motor mit 5,7 Liter Hubraum, die anderen sechs Fahrzeuge 7,3 Liter Hubraum. Alle Tourenwagen waren mit Kardanantrieb ausgerüstet und hatten eine windschlüpfige Karosserie mit charakteristischem Spitzheck.
Der erst im Februar von Mercedes-Benz Classic nach ausführlicher originalgetreuer Restaurierung präsentierte dunkelgrüne Benz Spezial-Tourenwagen mit der Startnummer 38 wird von vielen Automobilhistorikern als erster echter Sportwagen eingeordnet. Er ist eines von weltweit nur zwei bekannten Fahrzeugen von Benz für die Prinz-Heinrich-Fahrt des Jahres 1910, welche die mehr als 100 Jahre seit ihrem ersten Renneinsatz originalgetreu überlebt haben. Das Fahrzeug aus der Sammlung von Mercedes-Benz Classic kam damals auf dem 11. Platz ins Ziel, danach startete es noch im selben Jahr auch zur Zar-Nikolaus-Tourenfahrt. Den modifizierten Motor mit einem auf 5,4 Liter reduziertem Hubraum, den der Rennwagen für diesen Wettbewerb in Russland erhielt, besitzt das Fahrzeug heute noch.
Technische Daten Benz „Prinz-Heinrich“:
Baujahr: 1910
Zylinder: 4
Hubraum: 5.715 Kubikzentimeter
Leistung: 80 PS (59 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 126 km/h
Als zweites Fahrzeug präsentiert Mercedes-Benz Classic in Pebble Beach einen Benz 24/40 PS Landaulet. Das Fahrzeug steht in der langen Tradition der Mercedes-Benz S-Klasse, die zurückweist bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit damals umfasst das Verkaufsprogramm der Marken Mercedes und Benz – ab 1926 Mercedes-Benz – stets herausragende Modelle der Oberklasse und Luxusklasse. Sie stehen für eine innovative, visionäre Automobiltechnik, die Impulse für die gesamte Automobilentwicklung gibt.
Der Typ 24/40 PS entsteht bei Benz in der ersten Dekade des vergangenen Jahrhunderts im Rahmen einer ganzen Reihe von Neuentwicklungen mit 28, 35, 40 und 45 PS (21, 26, 29 und 33 kW). Diverse technische Merkmale eint sie: Alle haben einen Vierzylindermotor mit paarweise zusammengegossenen Zylindern. Der Antrieb der seitlich angeordneten Nockenwelle erfolgt über Stirnräder. Je zwei Zündkerzen pro Zylinder beziehen ihre Spannung über eine Magnetzündung. Das Vierganggetriebe wird über eine Kulissenschaltung betätigt. Obwohl bereits wahlweise mit Kardanwellen-Antrieb lieferbar, gelangt die Kraft des Typ 24/40 PS aus der Sammlung von Mercedes-Benz Classic noch über Ketten an die Hinterräder.
Wie damals üblich stehen verschiedene Karosserieaufbauten zur Wahl – so auch eine Landaulet-Version. Der Fahrer sitzt nur wenig geschützt im Freien. Doch die Herrschaften können bei unwirtlichem Wetter unter einem gut gefütterten Faltdach sitzen. Das Fahrzeug aus der Sammlung von Mercedes-Benz Classic ist ursprünglich in den Süden der Provinz Buenos Aires, Argentinien, geliefert worden und tat dort bis 1966 seinen Dienst.
Technische Daten Benz 24/40 PS Landaulet:
Baujahr: 1907
Zylinder: 4, paarweise zusammengegossen
Hubraum: 6.107 Kubikzentimeter
Leistung: 40 PS (29 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Mittwoch, den 07. August 2013 um 03:01 Uhr | 4.784 Besuche
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